Indien hat sich in den vergangenen Tagen zum Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelt. Allein seit Anfang April wurden mehr als sechs Millionen Infektionsfälle verzeichnet. Der dramatische Anstieg der Infektionszahlen ist vermutlich auch auf die neue Virusvariante B.1.617 zurückzuführen, die zuerst in Indien registriert wurde und nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile in mindestens 17 Ländern nachgewiesen wurde.
Indiens ohnehin schlecht ausgestattetes Gesundheitssystem ist bereits völlig überlastet. In zahlreichen Krankenhäusern sind Betten, medizinischer Sauerstoff und Medikamente knapp.
Mittlerweile haben mehr als 40 Länder Hilfslieferungen zugesagt, wie der indische Gesundheitsminister Harsh Vardhan Shringla mitteilte. Die Zusagen umfassen demnach unter anderem fast 550 Anlagen zur Erzeugung von medizinischem Sauerstoff, mehr als 4000 Sauerstoffkonzentratoren und 10.000 Sauerstoffflaschen. Auch hunderttausende Dosen antiviraler Medikamente wie Remdisivir sowie Rohstoffe zur Impfstoffherstellung wurden zugesagt.
Die USA kündigten am Mittwoch an, Hilfsgüter im Gesamtwert von 100 Millionen Dollar (knapp 83 Millionen Euro) nach Indien zu schicken. Das erste Flugzeug mit 960.000 Corona-Schnelltests und 100.000 Schutzmasken startete nach Angaben des Weißen Hauses bereits. In den kommenden Tagen sollen unter anderem noch tausend nachfüllbare Sauerstoffflaschen und 1700 Sauerstoffkonzentratoren geliefert werden.
Die EU kündigte am Donnerstag zusätzliche Hilfslieferungen unter anderem von Frankreich, Österreich und Finnland an. Es werde „rund um die Uhr“ daran gearbeitet, die Hilfsgüter auf den Weg zu bringen, erklärte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, in Brüssel. Die Pandemie in Indien einzudämmen, sei „im Interesse aller“.
Die indische Regierung will ab Samstag Corona-Impfungen für alle Erwachsenen freigeben. Bislang war Menschen ab 45 Jahren und bestimmten Risikogruppen Priorität eingeräumt worden. Einige indische Bundesstaaten warnen, dass es für die Öffnung der Impfungen nicht genügend Impfdosen gebe.