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Neue Optionen bei unklaren Nervenverletzungen

Hochauflösender Ultraschall macht die Schädigung der Nerven sichtbar

red

Nach Knieoperationen leiden Patienten immer wieder an heftigen chronischen Schmerzen. Deren Ursache wird zwar in der Schädigung von kleinen Nerven vermutet, bis jetzt war das allerdings bildgebend nicht nachweisbar. Im Rahmen zweier Studien gelang es nun einem interdisziplinären Forschungsteam um den Radiologen Georg Riegler von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien, diese sensiblen Hautnerven am vorderen und inneren Oberschenkel und im Kniebereich mittels hochauflösender Ultraschall-Bildgebung darzustellen. Damit können Therapien nun gezielt angewandt werden. Die Studien wurden jetzt in den Top Journals „Arthroscopy“ und „Ultraschall in der Medizin“ publiziert.

Hoch variable Nervenbahnen

In der ersten Studie gelang es, den Ramus infrapatellaris (ein sensibler Nervenast vor und unterhalb der Kniescheibe) über seinen gesamten Verlauf mit Hilfe des hochauflösenden Ultraschalls darzustellen. In der zweiten Studie konnten die verzweigten vorderen Hautäste des Oberschenkelnervs Nervus femoralis dargestellt werden. Es konnte auch gezeigt werden, dass diese Nervenbahnen hoch variabel sind und bei jedem Menschen anders verlaufen. Konkret ist es damit unerlässlich, die genaue Position der verletzten Nervenfasern zu bestimmen, bevor eine gezielte Therapie gegen diese Nervenschmerzen angewandt werden kann. 

Schmerzgedächtnis austricksen

Bei chirurgischen Eingriffen sind Verletzungen von Gewebe und Nerven im operierten Areal nicht zu vermeiden. Meistens bleiben diese Schädigungen jedoch ohne weitere Folgen und die normalen, durch die Operation bedingten Schmerzen klingen nach einigen Wochen wieder ab. Wenn ein Nerv allerdings so geschädigt ist, dass die Schmerzen auch Monate nach der Operation noch anhalten oder sogar stärker werden, sollte so rasch wie möglich mit einer gezielten Schmerztherapie begonnen werden, um eine Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern. Ist diese einmal eingetreten, dann ist es meist viel schwieriger, jemals wieder vollkommen schmerzfrei zu werden.  „Es ist sehr wichtig, so rasch wie möglich eine richtige Diagnose zu haben und nicht zu lang zu warten. Die Schmerzen können sich sonst in das Schmerzgedächtnis einbrennen“. so Riegler.

Diagnostische Blockade unerlässlich

Für die genaue Eingrenzung der Schmerz verursachenden Nervenäste ist es laut Riegler außerdem unbedingt erforderlich, eine sogenannte „diagnostische Blockade“ vorzunehmen: „Da die Nervenversorgung so variabel ist, muss zuerst sichergestellt werden, welcher dieser winzigen Nerven die Schmerzen verursacht. Dies kann nur durch eine selektive vorübergehende Betäubung, also einer Blockade des verdächtigten Nervs, mit maximal einem Milliliter Betäubungsmittel erreicht werden. Wenn der Schmerz sich direkt nach erfolgter Blockade deutlich reduziert und nach Abklingen der Betäubung zurückkehrt, dann ist das Problem lokalisiert“.

Georg-Riegler_MedUniWien
Georg Riegler von der MedUni Wien.
„Es ist sehr wichtig, so rasch wie möglich eine richtige Diagnose zu haben. Die Schmerzen können sich sonst in das Schmerzgedächtnis einbrennen."- Georg Riegler, MedUni Wien
 
© medinlive | 18.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/wissenschaft/neue-optionen-bei-unklaren-nervenverletzungen