Allein im August durchquerten nach Angaben der Regierung Panamas 31.055 Menschen den sogenannten Tapón del Darién, also mehr als 1.000 täglich - eine drastische Zunahme im Vergleich zum Vorjahr. Von Jänner bis August waren es mehr als 100.000 Menschen - so viele wie im gesamten Vorjahr. Handelte es sich bei den Migranten damals noch meistens um Haitianer, so sind es in diesem Jahr bisher vor allem Venezolaner.
Der „Tapón del Darién“ liegt an der Grenze zwischen dem südamerikanischen Kolumbien und dem mittelamerikanischen Panama. Weil das Gebiet dort kaum zu erschließen ist, weist das panamerikanische Autobahnsystem an dieser Stelle bis heute eine größere Lücke auf. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, die Berge sind unwegsam, die Sümpfe tief - und die Querung des Dschungels ist für Menschen dermaßen riskant, dass das Rote Kreuz von einer der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt spricht. Von Panama sind es dann noch Tausende Kilometer bis zur US-mexikanischen Grenze.
Der Anstieg der Migration durch den Darién-Dschungel hängt dem Roten Kreuz zufolge mit mindestens drei Faktoren zusammen: den verheerenden sozio-ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie, der schwierigen Integration der Migranten in ihren Aufnahmeländern und der Zunahme der Zahl jener Staaten, die ein Visum verlangen. „Die Pandemie hat Tausende Menschen - Venezolaner und Haitianer zum Beispiel, die in Südamerika lebten - dazu gezwungen, erneut zu migrieren“, sagte Roger Alonso, regionaler Berater für Katastrophen- und Krisenmanagement.