Denn der Schwede hat am Montag diese Auszeichnung für Medizin zugesprochen bekommen - 40 Jahre nach seinem Vater, dem Biochemiker Sune Bergström. Svante Pääbo ist seit Jahrzehnten in Deutschland tätig und spricht fließend Deutsch: Von 1990 hatte er an der Universität München geforscht, seit 1997 arbeitet er am neu gegründeten Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Die frohe Botschaft aus Schweden erreichte den zweifachen Vater zu Hause, kurz bevor der 67-Jährige seine Tochter bei der Nanny abholen wollte.
Die Faszination für vergangene Zeiten begann bei dem 1955 geborenen Forscher bereits in der Jugend: Damals habe ihn seine Mutter - die er am Montag als seinen größten Einfluss bezeichnete - auf eine Ägyptenreise mitgenommen, erzählte er vor Jahren in einem Interview.
Folgerichtig begann er 1975 an der Universität Uppsala in Schweden zunächst unter anderem ein Ägyptologie-Studium, realisierte dann aber, dass seine Vorstellung davon „viel zu romantisch“ gewesen sei: „Es war viel, viel langweiliger, als ich dachte.“ Um Ausgrabungen etwa sei es gar nicht gegangen. Pääbo wechselte zum Fach Medizin. Erkenntnisse aus dem Feld der Genetik verband er mit seinem Wissen um Bestände in ägyptologischen Museen.
Neben seiner eigentlichen Forschungsarbeit habe er in seiner Zeit als Doktorand nachts oder am Wochenende Versuche zu den Fragen gemacht, die ihn umtrieben - heimlich, aus Angst vor dem Doktorvater, wie er einst berichtete. Noch als Doktorand wies er nach, dass das Erbmolekül DNA in altägyptischen Mumien überdauern kann. Die Herausforderung in dem Feld: Es handelt sich um geringste DNA-Mengen, die nach all der Zeit nur noch bruchstückhaft vorliegen. Auch Verunreinigungen von Proben waren ein großes Problem.
„Großes Gefühl“
Es gebe in einem Forscherleben viel mehr Momente, in denen man Frust miteinander teile, sagte Pääbo einmal im „Deutschlandfunk“. Anders 1996: Damals seien bei den ersten Neandertaler-Sequenzen die größten Emotionen gekommen: „Und da haben wir sofort erkannt: Das waren menschenähnliche, aber nicht identisch mit den jetzt lebenden Menschen. Das war schon ein großes Gefühl.“ Auch für Dienstag hat Pääbo Feierlichkeiten am Institut angekündigt.
Zudem hatte Pääbo 2010 zusammen mit seinem Team in einer sibirischen Höhle eine bis dahin unbekannten Menschenform entdeckt. Der „Denisova-Mensch“, benannt nach der Höhle, in der der Knochen gefunden wurde, war nicht nur in der Wissenschaftswelt eine Sensation. Auch das Laienpublikum war . fasziniert. Und eine weitere Sensation folgte: In der selben Höhle fand man den 50.000 Jahre alten Knochen eines Mädchens, dessen Mutter Neandertalerin und dessen Vater ein Denisova-Mensch war. Pääbo wusste um die Magie dieses Zufalls: „Es hat mich natürlich total überrascht, dass wir so viel Glück haben werden, dass wir über eine erste Generation, so ein Kind stolpern, dass wirklich ein Elternteil von einer Gruppe und ein Elternteil von der anderen Gruppe haben. Wir hatten schon die Ahnung, dass sie sich auch getroffen haben. Aber jetzt haben wir sozusagen den richtigen Hinweis bekommen.“
Pääbo gilt jedenfalls als Begründer der Disziplin Paläogenetik und hat in seiner Karriere zahlreiche Preise gewonnen, etwa den Breakthrough Prize in Life Science, den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft und den Japan-Preis. Forscherkollegen bezeichnen ihn als sehr offen und nahbar sowie beständig in seiner Arbeit. Am Institut in Leipzig seien die Hierarchien flach. Der Schwede möge Japan, erklärte der Anthropologe Jean-Jacques Hublin auf dpa-Anfrage. Dort verbringe Pääbo, wann immer es möglich sei, Zeit beim Meditieren in einem kleinen Tempel.