Digitalisierung

Wirtschaftskammer-Studie: Aufholbedarf bei Auswertung von Gesundheitsdaten

Eine von der Wiener Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Studie sieht beträchtlichen Aufholbedarf bei der Auswertung von Gesundheitsdaten. Die Auswertung des deutschen Marktforschungsinstituts Empirica hat laut Kammer ergeben, dass eine verstärkte Nutzung bzw. Vernetzung der Daten eine zusätzliche Bruttowertschöpfung von 132 Mio. Euro im österreichischen Gesundheitssektor auslösen würde. Auch auf positive Effekte bei den Gesundheitskosten wurde verwiesen.

red/Agenturen

Das Institut sieht hier bis 2025 rund 1,4 Mrd. Euro an möglichen Einsparungen. Erzielt würden diese vor allem durch kürzere Krankenhausaufenthalte, da Krankheiten früher erkannt und besser therapiert werden könnten, wie es hieß. Eine wichtige Rolle könnten dabei Gesundheitsapps spielen, die Patient:innen vor und nach dem Krankenhaus unter ärztlicher Anleitung einsetzen. Sie könnten sogar über ein Rezept verschrieben werden, wobei die Kosten für ihre Nutzung die Krankenkasse bezahlen würde.

„In Deutschland gibt es das schon, in Österreich hingegen nicht. Wir sollten die Chancen, die uns die Digitalisierung hier bietet, nicht liegenlassen, wobei auch klar ist, dass dabei der Datenschutz vollumfänglich gewährleistet sein muss“, sagte Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck: „Wenn es Gesundheitsapps auch über die Krankenkasse gibt, bringt das eine völlig neue Dynamik in die Entwicklung solcher Angebote. Das schafft heimische Wertschöpfung, viele neue Jobs und bindet Start-Ups mit ihren innovativen Ideen an Österreich.“

Ausgangslage und Datenstruktur gut

Daten seien das Gold der heutigen Zeit, zeigte sich Ruck überzeugt. Sie wären etwa für klinische Studien der Gesundheitswirtschaft, die schnellere Erkennung von Krankheiten sowie für die Entwicklung neuer Therapien wichtig. Auch für den Wirtschaftsstandort würde eine verstärkte Nutzung Impulse zur Folge haben. Laut Studie sind die nordischen Länder Europas derzeit Spitzenreiter bei der Nutzung anonymisierter Gesundheitsdaten - zu denen dort ein leichterer Zugang bestehe. Als Folge sei etwa die Forschungsaktivität gesteigert worden.

Die Studie empfiehlt Österreich, die Nutzung von Gesundheitsdaten stärker zu ermöglichen und als Teil einer Gesamtstrategie zu Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zu fixieren. Geregelt werden müssten die Zugriffsrechte der Industrie auf die Daten und eine bessere Organisation, damit Anträge der Wirtschaft rasch bearbeitet werden können. Nicht zuletzt brauche es im Gesundheitssystem aber auch eine bessere Qualität in der Datenstruktur, damit hochwertige Forschung leichter möglich werde, wurde betont.

Die Rahmenbedingungen dafür sind laut Auswertung durchaus gut. Österreich starte mit einer soliden Grundvoraussetzung, heißt es: „Im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland und Frankreich sind elektronische Medikations-, Impf- und Befunddaten bereits 'strukturiert' verfügbar, sodass eine elektronische Nutzung an anderer Stelle möglich wäre. Weitere technische Verbesserungen (...) sind dennoch möglich und wünschenswert.“

 

Daten
Als Ergebnis der Studie wird unter anderem empfohlen, die Nutzung von Gesundheitsdaten stärker zu ermöglichen.
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