Tiroler „Aids-Hilfe“ sieht HIV-Neuinfektionen in Österreich ansteigen

Die einstige „Aids-Hilfe Tirol“, die sich seit kurzem „Zentrum Sexuelle Gesundheit Tirol“ nennt, sieht HIV in Österreich wieder auf dem Vormarsch. So habe es im Jahr 2022 schon 473 HIV-Neudiagnosen gegeben, im Jahr zuvor waren es noch 376 registrierte Neuinfektionen gewesen. Auch in Tirol stiegen die Zahlen deutlich: Im vergangenen Jahr infizierten sich 40 Personen mit dem HI-Virus, während es 2021 noch 25 Personen gewesen waren, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

red/Agenturen

Die Neuinfektionen, sowohl bundesweit als auch in Tirol, seien 2022 so hoch wie in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr gewesen. Es sei daher wichtig zu betonen, dass das Thema Aids „nichts an Bedeutung verloren hat“, sagte Georg Gierzinger, Leiter des „Zentrums Sexuelle Gesundheit Tirol“. „Diese Pandemie ist nämlich nicht unter Kontrolle, auch wenn es mittlerweile gute Medikamente zur Behandlung gibt“, verdeutlichte er bei dem Pressegespräch in Innsbruck.

Über die Gründe für die ansteigenden Zahlen ließe sich lediglich spekulieren, erklärte Gierzinger auf Nachfrage: „Fakt ist aber, dass es ein globaler Trend ist, der nicht nur mit erhöhter sexueller Aktivität nach den Corona-Lockdowns erklärt werden kann.“ Tatsache sei jedenfalls, dass man „die WHO-Ziele für die HIV-Eindämmung 2022 nicht erreicht hat“, so Gierzinger. Positiv sei neben dieser an sich negativen Entwicklung, dass sich „das Bewusstsein für sexuelle Gesundheit verbessert hat“, hielt er fest. „Wir hatten 2022 mit 1.676 Beratungen einen neuen Höchststand zu verzeichnen.“ Auch die Tests, unter anderem auf HIV, hätten sich aufgrund dieses veränderten Bewusstseins 2022 erhöht. „Insgesamt gab es bei uns 1.839 Test, etwa auf HIV, Hepatitis oder Chlamydien“, konstatierte Gierzinger.

Das Thema „sexuelle Gesundheit“ dürfe jedenfalls keineswegs auf Aids reduziert werden, betonte Patrizia Staffler, die beim „Zentrum Sexuelle Gesundheit Tirol“ im Bereich der sozialen Arbeit tätig ist. „Der alte Name 'Aids-Hilfe' wurde der Komplexität der Sache nicht mehr gerecht“, nahm sie Bezug auf die zu Beginn des Jahres erfolgte Änderung. Tirol sei vorerst das einzige Bundesland mit einer solchen Namensänderung. Mit der neuen Bezeichnung wolle man auch dazu beitragen, dass „Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden“.

Im Zentrum der tagtäglichen Arbeit stehe jedenfalls nicht ausschließlich das Thema Aids, erklärte Stefanie Bobory, zuständig für Sexualberatung und Sexualtherapie: „Es geht auch viel um sexuelle Orientierung, sexuelle Identität oder alternative Beziehungsmodelle.“ Wichtig sei, egal bei welchem Thema, dass Beratungen und Therapien „niederschwellig angeboten werden“ und auf Wunsch auch völlig anonym vonstatten gehen könnten.

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Durch die modernen Therapien haben Menschen mit HIV eine annähernd gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV.
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