Die Fettleber (Steatosis hepatis) kann nach einigen Jahren direkt zur Leberzirrhose und zum Leberzellkarzinom führen. Diese Erkrankung liegt vor, wenn mindestens 50 Prozent der Leberzellen von der Fetteinlagerung betroffen sind. Neben Über- bzw. Fehlernährung und zu wenig Bewegung zählen vor allem Alkoholmissbrauch, Diabetes mellitus und Medikamentenkonsum zu den häufigeren Krankheitsursachen. Die Mechanismen, die Lebersteatose und -entzündung bei Fettleibigkeit verursachen, sind jedoch nach wie vor unvollständig geklärt.
Das Grazer Forscherteam am Institut für Molekulare Biowissenschaften hat die Protein-Gruppe der Carboxylesterasen untersucht, die für den Abbau schädlicher Fettmoleküle verantwortlich sind. Sie sind zu folgendem Ergebnis gekommen: „Die Anzahl dieser Proteine in den Leberzellen reduziert sich, wenn wir zu viel Fett über die Nahrung aufnehmen. Sind zu wenige von ihnen vorhanden, häufen sich schädliche Lipide. Das führt zu Insulinresistenz und Entzündungen in humanen Leberzellen", erklärt der Grazer Biochemiker Günter Hämmerle. Die Autoren haben ihre Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe von „Molcular Metabolism“ veröffentlicht.
Neben der Leber wird Carboxylesterase (Ces2a) auch im Dünndarm stark exprimiert und es ist laut den Autoren der Publikation denkbar, dass der systemische Mangel an Ces2a über einen fehlerhaften Lipidstoffwechsel im Darm die Entwicklung von Fettleibigkeit hervorruft. Laut den Forschenden eröffnen sich dank dieser Erkenntnisse neue Möglichkeiten, um Erkrankungen des Organs auf molekularer Ebene zu behandeln. „Es wäre zum Beispiel denkbar, die Bildung der Proteine durch bestimmte Wirkstoffe anzuregen und so zu verhindern, dass bösartige Leberveränderungen entstehen", erklärte Hämmerle.
Effektive Therapieansätze zu entwickeln sei besonders wichtig, weil immer mehr Erwachsene in Industriestaaten von einer Fettleber betroffen sind. Auch bei Kindern und Jugendlichen werden Anstiege verzeichnet. Gleichzeitig verweist der Wissenschafter darauf, dass man auch selbst viel dazu beitragen kann, um die Erkrankung zu vermeiden. Eine fettarme Ernährung, weniger Alkohol und regelmäßiger Sport tragen wesentlich dazu bei.