Im Rahmen der Streikaktionen legten am Donnerstag zunächst die „junior doctors“ genannten Nachwuchsärzte für fünf Tage ihre Arbeit nieder. Für die kommende Woche haben die erfahreneren Ärzte, sogenannte „consultants“, einen 48-stündigen Streik ab Donnerstag angekündigt; medizinische Röntgenfachkräfte folgen ab dem 25. Juli.
Der Streit zwischen den jungen Ärzten und der Regierung schwelt bereits seit acht Monaten. Die Gehälter der „junior doctors“ halten nach Angaben der Gewerkschaft British Medical Association (BMA) seit langem nicht mit der Inflation mit. Sie mussten demnach in den vergangenen 15 Jahren einen Reallohnverlust von 26 Prozent hinnehmen. Dafür verlangen sie nun einen Ausgleich, welcher die Kaufkraft von 2008 wiederherstellen soll. Das lehnt die Regierung als zu kostspielig ab und verweist auf den Kampf gegen die immer noch sehr hohe Inflation im Land. Ihr Gegenangebot beläuft sich auf ein Lohnplus von fünf Prozent.
Nachwuchsärzte in England legen für fünf Tage die Arbeit nieder
Ähnliche Streiks führten im April und Juni zu massiven Störungen, hunderttausende Termine und Operationen in Krankenhäusern mussten verschoben werden. Auch Pflege-, Dienstleistungs- und Fachpersonal in Krankenhäusern schloss sich in den vergangen Monaten den Protestaktionen für bessere Arbeitsbedingungen an.
Nach Angaben der Gewerkschaft BMA ist es der größte Ärztestreik seit Gründung des staatlichen Gesundheitsdiensts NHS. „Wir könnten den Streik heute beenden“, erklärten Vertreter der BMA. Dafür erforderlich sei „ein realistisches Angebot“ der Gegenseite sowie die Bereitschaft zu Gesprächen. Schon jetzt hat der NHS nach der Corona-Pandemie einen gigantischen Rückstand aufzuarbeiten. Rund drei Millionen Menschen warten nach BMA-Angaben bereits länger als 18 Monate auf einen Behandlungstermin.
Bei seiner Gründung 1948 war der öffentlich finanzierte NHS der erste umfassende, allen Einwohnern offen stehende Gesundheitsdienst der Welt. Er ist jedoch seit Jahren unterfinanziert, überlastet und hoch verschuldet. Ende Juni kündigte der britische Premierminister Rishi Sunak an, zur Bewältigung der Gesundheitskrise in den kommenden 15 Jahren mehr als 300.000 Fachkräfte einstellen zu wollen.