Fragen und Antworten zur Neubewertung durch die WHO

Der „möglicherweise krebserregende“ Süßstoff Aspartam in tausenden Produkten

Aspartam ist in Softdrinks, Backwaren, Milchprodukten und vielem mehr: Millionen Menschen konsumieren täglich den künstlichen Süßstoff. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Aspartam jetzt als "möglicherweise krebserregend" ein - Einschränkungen im Verkauf gibt es dadurch aber nicht.

red/Agenturen

Was ist Aspartam?

Aspartam ist eine Kombination aus zwei Aminosäuren, Phenylalanin und Asparaginsäure. Es wurde 1965 zufällig von einem Chemiker des Pharmaunternehmens Searle entdeckt, der nach einer Behandlung für Geschwüre suchte. Aspartam hat einen ähnlichen Energiegehalt wie Zucker - ein Gramm hat etwa vier Kalorien -, ist aber etwa 200-mal süßer. Seit 1994 ist der Süßstoff in Europa zugelassen.

In welchen Produkten findet sich Aspartam?

Softdrinks wie Light-Cola verschiedener Hersteller gehören zu den populärsten Produkten mit dem Süßstoff. Es gibt aber tausende Produkte, wo er zum Einsatz kommt. Außer in Getränken auch in Kaugummi, Süßigkeiten, Joghurt, Milchprodukten, Hustenbonbons oder selbst in Zahnpasta. Auch mehr als 600 Arzneimittel sind mit Aspartam gesüßt, um deren Wirkung zu unterstützen.

Warum ist Aspartam umstritten?

Der Verdacht, womöglich krebserregend zu sein, begleitet den Süßstoff praktisch seit seiner Markteinführung. Zahlreiche Studien befassten sich seitdem damit. Eine Studie italienischer Forscher zeigte 2010, dass Aspartam bei männlichen Mäusen Leber- und Lungenkrebs verursacht. Dänische Forscher stellten im selben Jahr einen Zusammenhang zwischen künstlich gesüßten Getränken und Frühgeburten schwangerer Frauen fest. Allerdings gab es immer wieder Zweifel an Studienmethoden - den Tieren wurden etwa weit höhere Mengen Aspartam verabreicht, als Menschen normalerweise konsumieren.

Was führte zur neuen WHO-Einstufung?

Die neue Einstufung „möglicherweise krebserregend“ gründet auf den Ergebnissen von zwei Arbeitsgruppen, die den Forschungsstand zu Aspartam auswerteten. Die Klassifizierung ist dabei aber nicht sonderlich scharf - es gibt auch die schärferen Einstufungen „krebserregend“ und „wahrscheinlich krebserregend“. Als krebserregend gilt etwa verarbeitetes Fleisch wie Salami, als wahrscheinlich krebserregend unverarbeitetes rotes Fleisch wie etwa Muskelfleisch vom Rind. Bei Aspartam geht es um den Verdacht, dass hoher Konsum zu einer bestimmten Form von Leberkrebs führen kann.

Was sind die Folgen für den Verbraucher?

Es gibt keine direkten Folgen. Die WHO empfiehlt weder einen Produktrückruf der Hersteller, noch warnt sie nun vor Softdrinks. Allerdings gibt es eine klare Empfehlung, Maß zu halten beim Konsum von Produkten mit Aspartam. Die WHO bestätigte dabei die empfohlene Menge von maximal 40 Milligramm Aspartam pro Kilo Körpergewicht.

Was bedeuten die Mengenempfehlung?

Eine erwachsene Frau oder ein erwachsener Mann mit 70 Kilo Körpergewicht könnte damit noch immer neun bis 14 Dosen mit Aspartam gesüßter Softdrinks trinken. Kritisch ist also ein äußerst hoher Konsum - und ein ausgeprägter Konsum bei Kindern. Denn ein 20 Kilo schweres Kita-Kind oder ein 30 Kilo schweres Grundschulkind, das Zuhause viele mit Aspartam gesüßte Softdrinks vorgesetzt bekommt, stößt schneller an die Grenzwerte.

Aber Süßstoffe sind doch besser als Zucker?

Nein, das trifft nicht zu. Schon im Mai veröffentlichte die WHO neue Leitlinien, die beim Versuch der Gewichtsabnahme von der Verwendung aller zuckerfreien Süßstoffe abraten. Demnach helfen diese nicht bei der langfristigen Gewichtsabnahme. Außerdem ist ihr Konsum demnach mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herzprobleme verbunden. Die WHO erklärte jetzt, dass bei der Auswahl zwischen einem gezuckerten Getränk und einem mit Süßstoff besser eine dritte Variante gewählt werden sollte: Wasser.

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Hendrik Schmidt/dpa