Schon Prädiabetes steigert das Herz-Risiko

Offenbar führt jedes Problem mit dem Blutzuckerspiegel zu einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko. Das gilt speziell für Patienten, die sich wegen instabiler Angina pectoris oder nach einem akuten Herzinfarkt einer Herzkatheter-Intervention unterziehen müssen. Das hat eine Metaanalyse von 17 Studien mit mehr als 40.000 Patienten durch ein internationales Autorenteam mit Beteiligung aus Wien ergeben. Sie wurde jetzt in "Heart International" veröffentlicht.

red/Agenturen

„Patient:innen mit Prädiabetes haben bereits ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung der Koronararterien. Die Korrelation von Prädiabetes und den Resultaten nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI; Herzkatheter-Intervention mit Aufdehnung verengter oder blockierter Koronararterien bzw. Stent-Implantation; Anm.) war aber im Vergleich zu Patient:innen mit dokumentierter Zuckerkrankheit nicht geklärt", schrieb das internationale Autorenteam, unter ihnen auch die Kardiologin Jolanta Siller-Matula von der MedUni Wien in der Publikation (doi: 10.17925/HI.2023).

Die Wissenschafter identifizierten in Datenbanken insgesamt 17 klinische Studien, die auch Informationen über das Risiko solcher Eingriffe bei Personen gänzlich ohne Probleme mit dem Glukose-Stoffwechsel, mit Prädiabetes als Vorstufe zur Zuckerkrankheit oder mit Diabetes enthielten. Insgesamt handelte es sich um Daten von mehr als 40.000 Studienteilnehmern. PCI-Eingriffe haben in den vergangenen Jahrzehnten die Akut-Kardiologie revolutioniert. Das Aufdehnen von verengten Herzkranzgefäßen und das Beseitigen von Infarkt-Blockaden sowie das Einfügen von Stents zum langfristigen Offenhalten von Koronararterien hat die Sterblichkeit Betroffener drastisch reduziert.

Doch der Erfolg solcher Eingriffe hängt offenbar von Anbeginn auch davon ab, ob eine Zuckerstoffwechselerkrankung vorliegt oder nicht. Normoglykämische Patient:innen (Kranke mit normalen Blutzuckerspiegeln; Anm.) haben demnach bei Herzkathetereingriffen ein um rund ein Drittel geringeres Gesamt-Sterberisiko (alle Ursachen) im Vergleich zu Personen mit der Vorstufe einer Zuckerkrankheit (Prädiabetes). Das Risiko für einen Herzinfarkt war um 24 Prozent geringer, die Herz-Kreislauf-Mortalität im Verlaufe der Behandlung lag um 42 Prozent niedriger. Dieses Bild setzte sich auch von Kranken mit Prädiabetes zu jenen mit bereits ausgebrochener Zuckerkrankheit fort: Die Gesamtsterblichkeit war unter den Prädiabetikern um 28 Prozent geringer als bei Diabetikern, die Mortalität allein durch Herzkomplikationen im Rahmen von Katheter-Interventionen um 53 Prozent niedriger.

Im Endeffekt heißt das, dass Blutzucker-Probleme von Anfang an verhindert werden müssten. Im Stadium eines Prädiabetes ist das oft durch eine Lebensstiländerung mit Abnehmen, gesunder Ernährung und Sport möglich. Bei einem an sich schon erhöhten Herz-Risiko und einem nun dokumentierten vermehrten Risiko auch im Rahmen von notwendigen Katheter-Interventionen erscheinen Vorsorge und allfällige Behandlung besonders wichtig. Derzeit muss man allerdings davon ausgehen, dass etwa 70 Prozent der Menschen mit Prädiabetes in eine voll ausgebrochene Zuckerkrankheit hineinrutschen. Laut Abschätzungen - ein genaues Register gibt es in Österreich trotz langjähriger Expertenforderungen nicht - leiden in Österreich rund 800.000 Menschen an Diabetes. Hinzu kommen rund 350.000 Personen mit der Vorstufe zu der Stoffwechselerkrankung. Alle haben ein an sich schon deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Diabetes
Rund 1.105 Personen mit Prädiabetes wurden zu wesentlichen Lebensstiländerungen mit Umstellung der Ernährung und mehr körperlicher Aktivität veranlasst.
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