Unser Ziel ist es, dass „Jugendliche möglichst gesund bleiben“, verkündete AK-Präsident der Steiermark Josef Pesserl. Mit der Kampagne zur mentalen Gesundheit wolle man auf diese Problematik aufmerksam machen und unterstützen, schließlich ginge es um „unsere Zukunft“. Auch gebe es vereinzelt Betriebe in der Steiermark, in denen Lehrlinge geschlagen werden oder wo diesen nicht geglaubt werde, wenn sie sich krank melden. Auch gebe es immer wieder Fälle, wo Lehrlinge unbezahlte Überstunden leisten müssten oder wo diese sexuell belästigt werden, erklärte Jugend- und Lehrausbildungsleiterin Barbara Huber. Auch dies trage zur psychischen Belastung von Lehrlingen bei.
Die Kampagne soll allerdings „kein Fingerzeig sein“ und kritisieren, sondern unterstützen, so Landesjugendsekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) Simon Glauninger. Erster Schritt der Kampagne sei es, flächendeckend Schulungen für alle, die mit Lehrlingen arbeiten, anzubieten. Dadurch sollen unter anderem Jugendvertrauensräte, Betriebsräte, Berufsschulsprecher oder Lehrausbilder zu „Ersthelfern“ ausgebildet werden, um psychische Probleme bei Jugendlichen frühzeitig zu erkennen, sie zu unterstützen und professionelle Hilfe heranzuziehen.
Anlaufstellen mit Schulpsychologen
Neben den Schulungen sei auch ein Ziel der Kampagne, genug Psychotherapieplätze für Lehrlinge kostenlos anbieten zu können. Auch wolle man für alle Berufsschülerinnen und -schüler Anlaufstellen mit Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen schaffen. Derzeit sei das Problem, dass ein Schulpsychologe im Schnitt für rund 5.000 Schüler zuständig ist. Für die rund 15.000 Lehrlinge in der Steiermark bedeutet dies, dass diesen insgesamt drei Schulpsychologen zur Verfügung stehen. „Die Politik ignoriert hier den Bedarf“, kritisierte der AK-Präsident. Weiters ist geplant, auf präventive Maßnahmen zu setzen und auch hier kostenlos Betreuungsplätze sowie Freizeitangebote anzubieten.
Offen sei noch die Höhe der Kosten für die Kampagne. Diese hänge von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise die Anzahl der Schulungen oder den Kosten für Schulungsleiter, hieß es auf APA-Nachfrage. Nach den sechs Monaten wolle man jedenfalls sehen, wie die Angebote angenommen werden und evaluieren.
Aus der Lehrlingsgesundheitsbefragung von 2021/22 ging hervor, dass fast 28 Prozent der weiblichen und rund 19 Prozent der männlichen Lehrlinge in Österreich möglicherweise an einer depressiven Verstimmung oder Depression leiden. Befragt wurden dabei über 3.100 Lehrlinge im Alter von 16 bis 21 Jahren. Ähnliche Werte bei depressiven Verstimmungen wurden auch bei österreichischen Schülerinnen und Schülern verzeichnet. Konkrete Zahlen für die Steiermark lassen sich aus dieser Befragung, die als Anlass für die Kampagne diente, nicht herauslesen, da die Daten von Lehrlingen aus ganz Österreich ohne Bundesländeraufschlüsselung stammen.