Lebensmittel

Totschnig fordert Debatte über Laborfleisch

Nachdem in der Schweiz - und damit erstmals in Europa - ein Zulassungsgesuch für Laborfleisch gestellt worden ist, verlangt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) zu dem Thema eine differenzierte inhaltliche Debatte und Transparenz. „Laborfleisch aus der Fabrik, das unter sterilen Bedingungen mit künstlichen Zusätzen und Energie gezüchtet wird, hat nichts mit natürlichem Fleisch zu tun“, gab Totschnig am Freitag zu bedenken und warnte vor damit verbundenen Gefahren.

red/Agenturen

„Hier werden Inhaltsstoffe und Methoden eingesetzt, deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit genauestens untersucht werden müssen“, meinte der Minister in einer Presseaussendung. Laborfleisch sei - auch und vor allem aus Verbraucherschutzgründen - kritisch zu sehen, was die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion, die Kennzeichnung und die weitgehend unbekannten Auswirkungen auf die Natur betrifft.

Hühnerähnliches Laborfleisch ist in Singapur schon seit Ende 2020 erhältlich. Auch in den USA gibt es bereits Zulassungen für künstlich im Labor gezüchtetes Fleisch. „Wer auf künstliche Produkte wie Laborfleisch setzt, begibt sich in die Abhängigkeit einer internationalen Lebensmittelindustrie, wo Großkonzerne bestimmen, was auf den Teller kommt“, warnte Totschnig. Demgegenüber würden die heimischen bäuerlichen Betriebe flächendeckend natürliche und regionale Lebensmittel garantieren.

Forderung nach „klarer Kennzeichnung“

„Wir brauchen eine klare Kennzeichnung, damit Konsumentinnen und Konsumenten eindeutig erkennen können, ob es sich um künstliches Zellgewebe aus dem Labor oder um ein natürliches Lebensmittel handelt. Ich will Wahlfreiheit und Transparenz für die Konsumentinnen und Konsumenten. Fleisch muss Fleisch bleiben, so wie das Wort Milch nur für natürliche Milch verwendet werden darf“, meinte der Minister. Irreführenden Bezeichnungen müsse konsequent entgegengetreten werden: „Hier werde ich für eine breite Allianz in Brüssel kämpfen.“

Am globalen Lebensmittelmarkt wird bereits groß in Start-Ups und Forschungen zur Entwicklung künstlicher Lebensmittel aus dem Labor investiert. Damit diese Art der Lebensmittelproduktion nicht in die Hände weniger internationaler Konzerne gerate, „bedarf es einer faktenbasierten und umfassenden Folgenabschätzung zu Laborfleisch auf EU-Ebene“, sagte Totschnig. Vor allem dürfe mit Laborfleisch kein „Green-Washing“ betrieben werden, verwies der Minister auf erste Studien der Universität Oxford, die darauf hinweisen, dass die Produktion von Laborfleisch klimaschädlicher ist als natürliches Fleisch. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität von Kalifornien in Davis kommt zum Schluss, dass der Energiebedarf von Laborfleisch bis zu 25-mal so viel CO2-Äquivalente pro Kilogramm Fleisch freisetzt wie Produkte aus der Tierhaltung.

Fleisch
„Ich will Wahlfreiheit und Transparenz für die Konsumentinnen und Konsumenten. Fleisch muss Fleisch bleiben, so wie das Wort Milch nur für natürliche Milch verwendet werden darf“, so der Landwirtschaftsminister.
Pexels