Der ehemalige Chef der inzwischen geschlossenen Käserei soll erforderliche Hygienebestimmungen nicht eingehalten und sich auch nicht ausreichend damit auseinandergesetzt haben. Außerdem soll der Beschuldigte laut Strafantrag vom Lebensmittelinspektor aufgetragene Mängelbehebungen u. a. aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt und Gerätschaften nicht in Stand gehalten haben, sagte Hans Barwitzius, Sprecher des Landesgerichts. Als Tatzeitraum gilt März 2020 bis Oktober 2022. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe bisher.
Fünf Personen sollen durch den Verzehr von mit Listerien kontaminierten Produkten der Käserei gestorben sein. Sechs weitere Menschen sollten teilweise schwer erkrankt sein. So soll etwa eine Frau laut Anklage wegen einer Listeriose eine Frühgeburt erlitten haben. Das Baby musste künstlich beatmet werden und erlitt eine lebensbedrohende Sepsis.
Bis zu drei Jahre Haft bei Verurteilung
Die Käserei hatte im September 2022 Kajmak (eine Käsesorte), Trinkjoghurt und Frischkäse zurückgerufen. Zuvor hatten routinemäßig durchgeführte Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ergeben, dass acht seit 2020 aufgetretene Erkrankungen in Wien auf einen identen Listerienstamm zurückzuführen sind. Der Betrieb galt als mögliche Quelle. Die Staatsanwaltschaft hat auch ein Gutachten beauftragt. Geprüft wurde, ob die Todes- und Erkrankungsfälle im Zusammenhang mit Produkten des Unternehmens standen.
Im Fall einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu drei Jahre Haft. Das Unternehmen meldete Ende 2022 zum zweiten Mal Insolvenz an, ein Konkursverfahren war die Folge. Mit Beschluss vom 12. April wurde die Schließung des Betriebs angeordnet.