Dürre

3,5 Millionen Italienern droht Wasserknappheit

Das erneut mit einer Dürre konfrontierte Italien macht sich in Hinblick auf die heißen Sommermonate Sorgen. 3,5 Millionen Menschen in dem Mittelmeerland könnten in den nächsten Monaten die Folgen der Wasserknappheit konkret zu spüren bekommen. „Für 3,5 Millionen Italiener könnte Trinkwasser aus den Wasserleitungen nicht mehr selbstverständlich sein“, so der Experte Francesco Vincenzi, Präsident der Beobachtungsstelle für Wasserressourcen ANBI.

red/Agenturen

ANBI stelle wöchentlich eine Verschlechterung der Situation bei der Wasserversorgung fest, die trotz einiger Regenfälle „irreparabel“ gefährdet zu sein scheint. Die milden Temperaturen in diesem Februar führten dazu, dass sich die ohnehin schon geringe Schneedecke in den Alpenregionen weiter verringere. Nach Angaben von ANBI sei der Zustand des Flusses Po, dem längsten Fluss Italiens, dramatisch. Auf seiner gesamten Länge liege der Durchfluss unter dem von 2022.

Nicht nur im Norden, auch in Mittelitalien gebe es Anzeichen für Wassermangel: Der Pegel des Flusses Tiber sinke von Umbrien bis zu seiner Mündung in Fiumicino bei Rom kontinuierlich. Die Durchflussmenge des Flusses Aniene beträgt weniger als die Hälfte des historischen Durchschnitts. Der Wasserpegel des Bracciano-Sees nördlich von Rom sei 14 Zentimeter niedriger als im Jahr 2022.

Für Massimo Gargano, Generaldirektor von ANBI, ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserreserven zu erhöhen. Die Effizienz der Wasserleitungen in Italien müsse gestärkt werden.

Versorgung mittels Wassertanks

In der norditalienischen Region Piemont mussten sieben Gemeinden Wassertanks einsetzen, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, während 70 weitere Gemeinden in Norditalien die Vorwarnstufe ausgerufen haben. Der größte Wasserspeicher Italiens, der Gardasee, ist nur noch wenige Zentimeter von seinem historischen Tiefststand entfernt. Auch der Pegel des Comersees ist stark gesunken. Italien befürchtet einen schwierigen Sommer mit Rekordtemperaturen wie im Jahr 2022.

Wegen der Dürre werden in diesem Jahr in Italien fast 8.000 Hektar weniger Reis angebaut, insgesamt 211.000 Hektar, das ist der niedrigste Stand seit 30 Jahren, berichtete der Bauernverband Coldiretti. Bereits im vergangenen Jahr war es wegen der Dürre zu einem Einbruch von mehr als 30 Prozent der Produktion gekommen. Viele Landwirte seien bereits gezwungen gewesen, ihre Reisfelder aufzugeben. Dies sei ein Problem für mehr als 10.000 Familien, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Unternehmen.

Mit 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr garantiert Italien 50 Prozent der europäischen Reiserzeugung. In Italien konzentrieren sich 90 Prozent der Reisfelder in den norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien und Piemont, wo in diesen vergangenen Monaten 40 Prozent weniger Regen fiel als im historischen Durchschnitt.