Wegen schnell steigender Corona-Fallzahlen ordnete Regierungschef Boiko Borissow bereits Ende Juni an, dass die Kapazitäten der Krankenhäuser umgehend erhöht werden sollen. In Bulgarien gilt seit 22. Juni wieder Maskenpflicht in geschlossenen, gemeinschaftlich genutzten Räumen wie etwa Geschäften, Banken, Tankstellen, Behörden und Kirchen. Doch nicht wenige Bulgaren wollen sie demonstrativ nicht einhalten. Wirksame Kontrollen gibt es kaum. In Supermärkten tragen Mitarbeiter nicht selten keinen Mund-Nasen-Schutz oder ihre Masken hängen am Hals.
Der Rückfall in Bulgarien kommt nach einem guten Start bei der Bekämpfung des Coronavirus im März mit vielen Schutzmaßnahmen samt Lockdown. Nach einer Reihe von Festtagen im April und im Mai und nach der Öffnung von Lokalen, Diskotheken, Nachtclubs sowie der Stadien für Zuschauer steigen die Fallzahlen jetzt wieder deutlich.
Gesundheitsminister Kiril Ananiew warnte, dass es bei mehr als 200 Neuinfektionen pro Tag wieder strengere Schutzmaßnahmen geben werde. Doch über den Sinn von Corona-Maßnahmen herrscht in Bulgarien große Verwirrung. Sie ist teilweise auf einen inzwischen aufgelösten, alternativen Corona-Stab zurückzuführen, der sich für das schwedische Modell im Umgang mit dem Coronavirus eingesetzt hatte. Die derzeitige Entwicklung ist nach Auffassung bulgarischer Experten ein zweiter Höhepunkt der ersten Corona-Welle. Für den Herbst wird eine zweite Welle befürchtet.