Mehrere tausend Menschen, die an der Bluterkrankheit litten, hatten in den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren in Großbritannien über den staatlichen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) verunreinigte Bluttransfusionen erhalten. Dadurch infizierten sich die Opfer mit Hepatitis C und HIV. Der NHS hatte wegen eines Mangels in Großbritannien einen Großteil seiner Blutreserven aus den Vereinigten Staaten erhalten.
„Die moralische Verpflichtung zur Entschädigung steht außer Zweifel“, sagte der Vorsitzende der zuständigen Untersuchungskommission, Brian Langstaff. Er hatte im vergangenen Monat gefordert, sofort Entschädigungen zu zahlen.
Premierminister Boris Johnson räumte in einer Erklärung ein, dass „nichts den Schmerz und das Leid der Betroffenen wiedergutmachen kann“. Die Regierung sorge jedoch dafür, dass die Opfer und ihre Angehörigen die Zahlungen schnell erhalten. Kritiker bemängeln, dass viele Familienmitglieder der Opfer nicht berücksichtigt würden.
Untersuchung läuft noch
2017 beschloss die damalige Regierung in Großbritannien, eine Untersuchung zur Aufklärung des Skandals einzuleiten. Sie soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Es wird erwartet, dass die endgültige Empfehlung Entschädigungen für eine größere Gruppe von Menschen vorsehen wird.
Eine frühere Untersuchung war 2009 zu dem Ergebnis gekommen, dass die britische Regierung früher hätte handeln müssen, um die Blutreserven zu erhöhen und die Abhängigkeit vom Importen zu verringern. Haftungsfragen blieben allerdings offen. 2017 ermöglichte es ein Urteil eines britischen Gerichts den Opfern des Skandals, Schadenersatz zu fordern.