Im Tierethikrat an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität (JKU) nach schwedischem Vorbild werden ähnlich einem Geschworenengericht im Strafrecht Laien - ausgesucht vom Marktforschungsinstitut Spectra - eingebunden. Sechs von ihnen bilden mit sechs Experten (Ärzt:innen, Tierschützer, Juristen) den Rat, der anonym einen Mehrheitsentschluss fasst. Wird der Tierversuch in drei entscheidenden Fragen abgelehnt, kann er nicht mehr eingereicht werden, andernfalls gibt es einen zweiten Versuch für eine Überarbeitung. Wird er zugelassen, geht der Antrag weiter ins Wissenschaftsministerium, das nach weniger strengen Kriterien entscheidet, so Hötzenecker, stellvertretender Dekan für Forschung und Vorsitzender des Tierethikrats, der im zweiten Quartal 2023 seine Arbeit aufnehmen soll.
Generell wird im Biomedizinischen Zentrum der Linzer Weg beschritten, der ein entschiedenes „Nein, aber“ vertritt, so Lukas. Die Linzer MedFakultät nutze damit nicht alle Möglichkeiten aus, die das Tierversuchsgesetz von 2012 bietet. Aktuell werde eine Tenure-Track-Professur „Ersatzmethoden Tierversuche“ in Linz ausgeschrieben, um in der Ersatzmethodik zu forschen, so Hötzenecker. Diesen Weg gibt auch die EU vor. Die alternativen Methoden zu tiergestützter Forschung werden immer mehr. Diese gelte es zu propagieren und mit Förderungen zu stärken, hieß es im Hintergrundgespräch, was leider noch zu wenig geschehe. Man sei immer auf der Suche nach der wissenschaftlich besten Methode, die weg von Testtieren hin zu Zellkulturen oder Organ-Chips gehen muss.
Solange es nicht möglich ist, Tierversuche zu ersetzen, gilt es sie zu verringern - was in den vergangenen zehn Jahren sukzessive gelang - und im Sinne des Tierwohls zu verbessern. Das entspricht den 3R-Prinzipien, die EUSAAT promotet - „Replace, Reduce, Refine“, ins Deutsche übersetzt mit „Vermeiden, Verringern, Verbessern“. Beim derzeit in Linz stattfindenden 23. Kongress geht es der vielfältig besetzten Gesellschaft - Personen, Einrichtungen, Firmen und Organisationen - auch um Bewusstseinsbildung, so Präsident Neuhaus. Die EU-Datenbank ALURES (Animal Use Reporting EU System) liefert Zahlen, wie viele Tierversuche in den einzelnen Ländern bzw. zu welchen Zwecken durchgeführt werden und ist jedermann zugänglich.
EUSAAT