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Medikamentengpaß

Mattle will zentrales Lager in Tirol

Angesichts der aktuellen Medikamentenknappheit bzw. des Lieferengpasses ist die schwarz-rote Tiroler Landesregierung aktiv geworden. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) wandte sich in einem Schreiben an die Bundesregierung und bot die Errichtung eines zentralen Arzneimittellagers für Westösterreich in Tirol an, berichtete die „Tiroler Tageszeitung“ (Montagsausgabe). Der hiesige Standort habe logistisch und infrastrukturell klare Vorteile.

red/Agenturen

Man arbeite an einer Verordnung, um die Lagerbestände kritischer Arzneimittel in Österreich deutlich zu erhöhen, um künftige Engpässe zu vermeiden, hieß es aus dem Ministerium von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Dabei solle „die bestehende Logistik und Infrastruktur der Medikamentenversorgung für die Einlagerung genutzt werden.“ Es gehe um die effiziente Nutzung des bereits Bestehenden.

Mattle hatte zuvor erklärt, mit dem Bund in „vertiefende Gespräche“ treten zu wollen, um eine „gemeinschaftliche Lösung für Westösterreich“ zu erreichen. Die Landesregierung sowie die wesentlichen Systempartner würden ein solches Medikamentenlager jedenfalls gemeinsam umsetzen - sofern die Bundesregierung das unterstütze.

„Es kann davon ausgegangen werden, dass sich über den heurigen Sommer die Situation beruhigt. Spätestens im nächsten Winter, wenn die Infektionen wieder zunehmen, werden wir aber wieder vor einem ähnlichen Problem stehen“, erklärten Mattle und seine Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Der Bund bemühe sich zwar sehr um Lösungen, „wir müssen aber feststellen, dass die 2019 eingesetzte 'Taskforce Lieferengpässe' bisher wenig bewirken konnte“, begründeten Mattle und Hagele ihr Schreiben an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Rauch.

„Großraum Innsbruck“ mit Potenzial

Es brauche eine entsprechende Lager-und Logistikinfrastruktur, um sich von internationalen Entwicklungen und Engpässen bei der Arzneimittelproduktion unabhängiger und krisenresistenter zu machen. Tirol hat nach Mattles Ansicht als „Life-Science-Standort“ mit rund 11.000 Beschäftigten in Wirtschaft und Wissenschaft sowie aufgrund seiner Lage und der verkehrstechnischen Anbindung - insbesondere an den Schienenverkehr - für ein solches zentrales Medikamentenlager für Westösterreich sehr gute Voraussetzungen.

Als konkrete Region brachte der Landeschef dabei den „Großraum Innsbruck“ ins Spiel. Dort sehe man „großes Potenzial, um bereits bestehende Logistikinfrastruktur für die Anforderungen eines Medikamentenlagers zu adaptieren und eine Anbindung an die Schiene sowie die Autobahn zu garantieren.“

Tirols NEOS-Chef und Klubobmann Dominik Oberhofer nutzte Mattles Vorstoß indes, um die ÖVP-Förderpolitik für gescheitert zu erklären. „Wir produzieren mit Sandoz in Tirol als einziger Standort Penicillin in Europa und trotzdem gab es in den letzten Monaten in den Apotheken zu wenig davon. Die Frage ist nicht die Lagerung, sondern welchen Preis man dafür bezahlt“, richtete Oberhofer dem ÖVP-Landeshauptmann aus.

Schließlich habe der Geschäftsführer des Sandoz-Mutterkonzern Novartis erst kürzlich folgendes medial ausgerichtet: „Wer zahlt, bekommt.“ Und Ende vergangenen Jahres habe die Landesregierung mehr als zwei Mio. Euro an Förderungen für Sandoz freigegeben. „In Wirklichkeit werden wir knallhart erpresst. Ein Konzern, der mehrere hundert Mio. Euro Gewinn schreibt, holt sich Millionen an Förderungen ab, um uns gleichzeitig auszurichten, ohne diese würde der Standort Kundl schließen müssen. Gleichzeitig werden die Medikamente von Tirol in die Welt exportiert“, zeigte der NEOS-Frontmann Unverständnis und geißelte die versagende „ÖVP-Wirtschaftsförderungspolitik“, die dazu führe, dass das Land erpressbar werde.