Ärzteausbildung

Österreichische Ärztekammer sieht Defizite

Einer ÖÄK-Studie zufolge gibt es große Lücken in der Struktur und Qualität der Ärzteausbildung. Die Kammer fordert ein „strukturiertes Ausbildungskonzept“.

red
Harald Mayer, Karlheinz Kornhäusl
Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte und Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Bundeskurienobmann und Obmann der Bundessektion Turnusärzte bei der Präsentation der Studienergebnisse in Wien.
Bernhard Noll

„Jungmediziner sollten bereits zu Beginn ihrer Ausbildung ein strukturiertes Ausbildungskonzept vorgelegt bekommen, dass ihnen Orientierung über die Abteilungsstruktur, die Ausbildungsziele und Zeitpläne, sowie die Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner vermittelt,“ betonte Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte bei der Studienpräsentation in Wien.

Zu wenig Zeit, zu viele Routineaufgaben

Die fehlende Zeit der Ausbildner, um fachspezifische Inhalte zu vermitteln, war einer der Hauptkritikpunkte in der Umfrage unter den Jungmedizinern. Zudem gaben die Jungärzte an, zu wenig Feedback zu erhalten und häufig mit Routinearbeiten beschäftigt zu sein, bei denen sie nicht viel lernen könnten. Auch fehle es an der Umsetzung eines strukturierten Ausbildungskonzeptes und der Entlastung von Administrations- und Dokumentationsaufgaben, so die Ergebnisse der seit 2016 jährlich durchgeführte Evaluierung der Bundeskurie Angestellte Ärzte der ÖÄK.

Befragt wurden insgesamt 5.777 Ärztinnen und Ärzte. Davon waren 1.180 in der Basisausbildung, 2.620 in der allgemeinärztlichen und 1.977 in der fachärztlichen Ausbildung.

Regionale Unterschiede

„Ausbildende Ärzte brauchen mehr Zeit, eine gute didaktische Kompetenz und eine angemessene Bezahlung für den Mehraufwand,“ unterstrich Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Bundeskurienobmann und Obmann der Bundessektion Turnusärzte bei der Pressekonferenz.

In der Umfrage schnitt die fachärztliche Ausbildung unter den Ausbildungswegen am besten ab false und erhielt die Note 2,3. Die Basisausbildung erhielt im Schnitt die Note 2,42. Jene der Allgemeinmediziner schnitt mit 2,44 ähnlich ab. Bei der Allgemeinmediziner-Ausbildung schneiden Wien und Niederösterreich am schlechtesten ab, die besten Noten erhalten Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Ein ähnlicher Trend ist bei der Basis- und Facharztausbildung feststellbar.

In der Basisausbildung wurden zahlreiche Routineaufgaben, mangelndes Feedback und hohe Arbeitsbelastung des Stammpersonals als Gründe für die fehlende Ausbildungskapazität angeführt. Bei der allgemeinmedizinischen Ausbildung steigt die Zufriedenheit nach den zu absolvierenden Fachgebieten zwischen Anästhesie (1,50) und Frauenheilkunde (3,1) stark an. Bei der Bewertung der fachärztlichen Ausbildung wird der Lernerfolg zu 80 Prozent als überwiegend positiv beurteilt.

Ärztemangel und erhebliche Dropout-Quote

Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zufriedenheit der Jungmediziner gestiegen. Dennoch sieht die Ärztekammer deutliches Verbesserungspotenzial. „Es muss uns gelingen, die Ausbildung sowohl für die Träger als auch für die Ausbildner und den Arzt in Ausbildung attraktiver zu machen. Die Ausbildung junger Ärzte darf nicht als Störung des klinischen Alltags wahrgenommen werden, sondern als Antwort auf den drohenden Ärztemangel,“ betonte Mayer.

Zwar trage die neue Ausbildungsordnung zu einem international wettbewerbsfähigen Ausbildungsniveau bei, dennoch steige die Anzahl jener Absolventen, die nie in den Arztberuf einsteigen oder kurz danach wieder aussteigen kontinuierlich. Rund 1.200 Jungmediziner schließen jedes Jahr die Ausbildung an einer der heimischen medizinischen Universitäten ab. Doch 38 Prozent der Absolventen werden nicht in Österreich als Arzt oder Ärztin tätig, auch weil sie ihre Ausbildung im Ausland fortsetzen und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.

„Die Ausbildung junger Ärzte darf nicht als Störung des klinischen Alltags wahrgenommen werden“, betonte ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer.