Chronisch erkrankte Kinder und Jugendliche

Sozialversicherung setzt sich für Inklusion ein

Zwei bis fünf Kinder pro Schulklasse leiden an einer chronischen Erkrankung, weist der Hauptverband hin. Die Sozialversicherung beleuchtete in einem Pressegespräch die täglichen Herausforderungen betroffener Kinder, Eltern und Lehrer.

red

In Österreich leben mehr als 197.000 Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Diabetes oder Rheuma. Das sind zwei bis fünf Kinder pro Schulklasse, informiert der Hauptverband in einem Pressegespräch am Montag. Besonders in der Schule sind diese betroffenen Kinder auf ein Miteinander angewiesen, um einen gleichen Zugang zur Bildung zu haben.

Subtile, nicht sofort bemerkbare Entwicklungsprobleme

„Kinder mit chronischen Erkrankungen sind meist medizinisch gut versorgt, weshalb die Mehrheit  problemlos am Schulalltag teilnehmen kann“, betonte Alexander Biach, Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Allerdings weisen betroffene Kinder oft subtile, nicht sofort bemerkbare Probleme in der kognitiven, aufmerksamkeitsbezogenen und oder sozio-emotionalen Entwicklung auf. Auch wenn diese keinen sonderpädagogischen Förderbedarf benötigen, erschweren diese Probleme den Schulalltag“. 

„Wir unterstützen unsere betroffenen Kinder und Jugendlichen in der Schule in vielfacher Hinsicht“, so Gabriele Eder-Lindinger, Direktorin des BG und BRG Wien III Boerhaavegasse. Dies geschieht etwa in Form von Lehrerfortbildungen zum richtigen Umgang mit Kindern mit ADHS, mit Supportstunden für Kinder mit Asperger-Syndrom, durch Kooperation mit Spitälern bei notwendig gewordener stationärer Aufnahme von Kindern. „Was wir vor allem brauchen, sind zwei Dinge: einen offenen Umgang mit den verschiedenen gesundheitlichen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen, damit wir rechtzeitig Maßnahmen ergreifen können. Und an mehreren Tagen in der Woche zusätzlich zur Schulärztin eine Schulpsychologin, die mit ihrer Professionalität allen Betroffenen, also den Kindern, den Lehrerinnen und Lehrern und den Eltern hilft, die psychische Dimension von Krankheiten zu erkennen und darauf einzugehen.“

Rechtzeitig professionelle Unterstützung

Da sich in den letzten Jahrzehnten die medizinische Versorgung stetig verbessert hat, ist heute eine Integration chronisch erkrankter Menschen in ein alltägliches Leben möglich geworden. „Jugendliche Patienten mit chronischen Erkrankungen brauchen rechtzeitig professionelle Unterstützung, um für den Betreuungswechsel in die Erwachsenenmedizin gut vorbereitet zu sein“, betonte Caroline Culen, Klinische und Gesundheitspsychologin. Dafür gibt es in Österreich derzeit nur Einzelinitiativen. Culen erläuterte anhand von Pilotprojekten die Herausforderungen, Chancen und Hindernisse für diesen Übergangsprozess.

Mit dem 5. Symposium zur Kinder- und Jugendgesundheit am 20. November möchte der Hauptverband dafür sensibilisieren, dass chronische Erkrankungen nicht nur Thema älterer Menschen sind, sondern auch den Alltag von Kindern und Jugendlichen bestimmen können. Die Sozialversicherung hat gemeinsam mit den Krankenversicherungsträgern ein Maßnahmenpaket 2020 entwickelt, das besondere Schwerpunkte in Rahmen der Prävention und der integrierten Versorgung für Kinder und Jugendlichen enthält. Damit zusammenhängend besteht auch ein Kooperationsübereinkommen mit der Österreichischen LIGA für Kinder- und Jugendgesundheit. 2019 wird das Thema Information und Aufklärung hinsichtlich chronischer Erkrankungen von Kindern  und Jugendlichen insbesondere auch im schulischen Bereich forciert. Ein weiteres Schwerpunktthema wird Diabetes 1 sein. Im kommenden Jahr widmet sich das Symposium der Sozialversicherung zur Kinder- und Jugendgesundheit dem Thema seelische Gesundheit.

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