Ausbildungsbeitrag

Steiermark gibt 600 Euro pro Monat „Taschengeld“ in Pflegeausbildung

Der Personalmangel ist längst auch in der steirischen Pflege angekommen. Zu viele ausgebildete Fachkräfte geben ihre Jobs auf und zu wenige kommen nach. Nun bietet das Land Steiermark ab 1. September allen Schülerinnen und Schülern in Pflegeberufen einen monatlichen Ausbildungsbeitrag über 600 Euro - „Taschengeld“, das mehr Menschen zum Pflegeberuf motivieren soll. Kurzfristig suchen die Pflegewohnheimbetreiber aber nach Assistenzkräften, um das Fachpersonal zu entlasten.

red/Agenturen

Bei der Pressekonferenz, zu der Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) am Donnerstag nach einem „Pflegedialog“ geladen hatten, wurde auch ein Zwischenbericht zur Bedarfsprognose-Studie für Pflege- und Sozialberufe bis 2030 präsentiert. Aktuelle Zahlen gab es dabei nicht, doch klar sei, dass einfach nur zusätzliche Ausbildungsplätze nicht reichen werden, so die Autoren. Jene, die schon im Pflegebereich arbeiten, sollten mit Entlastungen unbedingt gehalten werden.

Eine Möglichkeit sehen die Verantwortlichen am neuerlichen Einsatz von sogenannten Assistenzkräften - ungeschultes Personal, das Aufgaben übernimmt, für die es keine Fachkenntnisse braucht. Damit würde das ausgebildete Personal mehr Zeit für die tatsächliche Pflege haben. Über das AMS sollen interessierte Arbeitslose gefunden werden, finanzielle Kapazität ist laut Kampus vorhanden und man könne sofort mit der Suche starten.

Einen Haken habe der Plan aber, denn unklar ist, ob man überhaupt genug Menschen findet, die das machen wollen. Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe und Geschäftsführer des Bündnis für gute Pflege, meinte, dass steiermarkweit um die 700 solcher Assistenzkräfte sofort anfangen könnten. Er begrüße zwar die Bestrebungen über das AMS, aber auch er ist nicht überzeugt, dass das reichen wird. Er denkt eher an Assistenzkräfte in Form von rüstigen Pensionistinnen und Pensionisten, Studierende oder dergleichen. Dafür fehle aber derzeit die gesetzliche Grundlage.

Kampf gegen den Personalmangel

Mit dem höheren „Taschengeld“ - finanziert unter anderem mit Bundesmitteln - soll jedenfalls mittelfristig ein Erfolg gegen den Personalmangel in der Pflege erzielt werden, so die Landesrätinnen. Pro Jahr werden 552 neue Ausbildungsplätze an diversen steirischen Bildungseinrichtungen ausgeschrieben, für den kommenden Herbst wurden aber nicht alle besetzt. Im Bereich der Ausbildung für Fachassistenzen seien Plätze frei geblieben. Insgesamt machen rund 1.400 Frauen und Männer in der Steiermark derzeit eine Ausbildung im Pflegebereich.

Die steirische FPÖ-Pflegesprecherin Helga Kügerl kritisierte nach der Pressekonferenz in einer Aussendung, dass die Landesregierung „Konkretes in der Pflege schuldig geblieben“ sei. Die Grünen hatten bereits am Mittwoch ihre eigene Pflegestrategie in einer Aussendung vorgelegt und dabei unter anderem eine stärkere Prävention, eine bessere Unterstützung für pflegende Angehörige und höhere Einkommen für Menschen in Pflegeberufen gefordert.