Tiroler Rettung fordert wegen hoher Einsatzzahlen „mehr Mittel“

Die Tiroler Rettung hat wegen der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Einsatzzahlen der Notfallrettung die „Erhöhung von Rettungsmitteln“ in personeller, finanzieller und infrastruktureller Hinsicht sowie „neue Lösungskonzepte“ gefordert. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 hätten sich die Einsätze etwa im Jahr 2022 um 16,6 Prozent erhöht, während man mit einer „nahezu unveränderten Menge an Fahrzeugen und Teams arbeiten musste", beklagten Rotes Kreuz-Vertreter.

red/Agenturen

Insgesamt sei der Rettungsdienst im vergangenen Jahr 196.442 Mal zu einem „qualifizierten Krankentransport“ gerufen wurden, bei dem auch Rettungssanitäter notwendig waren, sowie 194.099 Mal zu einem Notfall, berichtete Andreas Karl, Geschäftsführer des Roten Kreuzes Tirol und der Rettungsdienst Tirol GmbH, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Rum bei Innsbruck. Diese Entwicklung sei „mittlerweile dramatisch“ und es brauche daher zur Entlastung der Rettungskräfte unter anderem dringend „Konzepte für die Patienten vor Ort", betonte er. Es müsse schließlich „nicht immer ein Rettungsfahrzeug“ zum Einsatz kommen bzw. sei ein solches notwendig.

Dem schloss sich auch Adolf Schinnerl, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, an. „Es braucht alles in allem möglichst schnelle, qualitative Hilfe", strich er heraus. „First-Responder-Gruppen", seien in dieser Sache eine Möglichkeit, die es in Zukunft noch auszubauen gelte. Diese Ersthelfer, die bei medizinischen Notfällen zusätzlich zum Notdienst alarmiert würden, könnten Entlastung bringen, so Schinnerl.

Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, dass das Rote Kreuz neben den stetig steigenden Einsatzzahlen 2022 in diesem Jahr und die Jahre zuvor auch noch weitere Herausforderungen stemmen musste. In den Jahren der Corona-Pandemie habe man etwa mit Lieferkettenausfällen und Engpässen bei Medizinprodukten zu kämpfen gehabt. So seien aufgrund der Tatsache, dass einige Fahrzeuge deshalb nicht zeitgerecht ankamen, beispielsweise alleine in diesem Bereich „Mehrkosten von einer Million Euro“ angefallen.

Rückgang der Zahlen bei Freiwilligen und Zivildienern

Nunmehr gelte es, den Rettungsdienstvertrag an die sich „inzwischen deutlich geänderte Situation hinsichtlich Bedarf und Kostenwahrheit heranzuführen", forderte Rotes Kreuz Tirol-Co-Geschäftsführer Wilfried Unterlechner. Das sei erforderlich, um die Finanzierung des Rettungsdienstes sicherzustellen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Betriebsrat des Roten Kreuzes Innsbruck Alarm geschlagen und vor einem Zusammenbruch des Systems gewarnt. Die Land wartete daraufhin mit einer Finanzspritze von zusätzlich 500.000 Euro als Sofortmaßnahme auf.

Der Corona-Pandemie-Einsatz, der für die Tiroler Rettung offiziell mit 30. April zu Ende gegangen ist, hatte unterdessen auch noch weitere Konsequenzen. „Es gab einen Rückgang der Zahlen bei Freiwilligen und Zivildienern", erklärte Unterlechner. Dies bestätigte auch Thomas Fluckinger, Vizepräsident und Chefarzt des Roten Kreuzes Tirol, und wies überdies darauf hin, dass man bei diesem „bisher größten Einsatz“ mit dem zur Verfügung stehenden Personal neben der eigentlichen Rettungstätigkeit zum Teil „revolutionäre und neue Arbeit“ geleistet habe, beispielsweise bei den „Drive-In-Abstrichstationen".

Es brauche angesichts der noch andauernden personellen Nachwirkungen aus der Corona-Zeit und den nicht geringer werdenden Herausforderungen der Zukunft für den Rettungsdienst dringend einen „Diskurs mit den Auftraggebern", etwa dem Land Tirol, forderte indes Unterlechner. Ansonsten blieben mehr Mittel für die Notfallrettung oder Finanzspritzen „ein Tropfen auf den heißen Stein", sah sein Kollege Karl die Notwendigkeit struktureller Maßnahmen.

Die angesprochene, ebenfalls bei dem Pressegespräch anwesende Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) versprach in dieser Hinsicht „an Lösungen zu arbeiten". Es brauche ein „Bündel an Maßnahmen", sowie die Etablierung von Innovationen wie beispielsweise „Telemedizin". Gemeinsam mit dem Roten Kreuz müsse man in diesem Kontext und in anderen Bereichen „diskutieren, wie man weiter vorgeht", blieb Hagele vorerst vage. „Die eine Lösung gibt es jedenfalls nicht", sprach die Landesrätin die Komplexität der Situation an.