Aut idem
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aut idem Debatte

Hausapotheken als „One-Stop-Shop"

Die erneut aufgeflammte Debatte um die Aut idem-Regelung sorgt für Zündstoff. Neu ist die Streitfrage nicht, die Apothekerkammer argumentiert aktuell mit Lieferengpässen bei bestimmten Medikamenten. Ärztekammervertreter pochen in diesem Zusammenhang auch auf die Stärkung der Hausapotheken. Der Österreichische Generikaverband spricht sich ebenfalls gegen Aut idem aus.

red/ek

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, meint etwa zu den jüngsten Diskussionen rund um die Aut idem-Regelung, dass „eine Ausweitung der Hausapotheken schlagartig die patientennahe Versorgung und das Patientenservice verbessern würde“. Mehr Hausapotheken würden zudem mehr „One-Stop-Shops“ für die Patientinnen und Patienten bedeuten und so gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine große Entlastung bringen, so Steinhart weiter. Außerdem könnten Hausapotheken dafür sorgen, dass wieder vermehrt potenzielle Wahlärzte doch in den Kassenbereich gehen könnten, kommentiert er mit Blick auf die jüngsten Vorstöße von Patientenanwalt Gerald Bachinger und dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, Einschränkungen bei der Niederlassungsfreiheit von Wahlärzten anzudenken. 

Zu wenig Unterstützung für Hausapotheken

Auch der Präsident der Ärztekammer für Tirol, Artur Wechselberger, stößt ins selbe Horn. „Wenn diese protektionistischen und marktfernen Elemente (Vertriebsmonopol sowie Gebietsschutz und die gesetzliche Preisregelung für Medikamente, Anm.d.Red.) keinen Schutz vor Unterversorgung bieten, erscheint es geradezu paradox, die Privilegien der Apotheken zu stärken und sie mit der Auswahl von Alternativmedikamenten zu betrauen“, kommentiert er die Aut idem-Diskussion. Jede Ärztin und jeder Arzt überlege sich aufgrund der Untersuchungsbefunde genau, welches Medikament für welchen Patienten das richtige sei. Ist dieses in der Apotheke nicht verfügbar, kann jetzt schon nach Rücksprache des Apothekers und im Einvernehmen mit dem verschreibenden Arzt ein alternatives Medikament abgegeben werden, stellt Wechselberger klar.

Am kürzesten sei dieser Weg, wenn die Abgabe eines Medikamentes direkt beim verschreibenden Arzt in seiner ärztlichen Hausapotheke erfolgt. Kritisiert wird von der Tiroler Ärztekammer, dass die Bundespolitik „diese wohnortnahe und patientenfreundliche Versorgungsform zu wenig unterstützt“.

Auch der Österreichischer Generikaverband spricht sich übrigens gegen eine Aut idem Regelung aus. Die oftmalige Umstellung auf ein anderes Handelspräparat mit dem gleichen Wirkstoff führe zu Verunsicherung der Patientinnen und Patienten und zu Fehl- oder Mehrfacheinnahmen. „Die Therapietreue und der Therapieerfolg leiden darunter und die daraus erwachsenden zusätzlichen Kosten sind höher als die Einsparungen.“ so OeGV-Präsident Wolfgang Andiel dazu.

 
© medinlive | 19.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/index.php/gesundheitspolitik/hausapotheken-als-one-stop-shop