Krankenhaus Nord
Krankenhaus Nord

Ärztekammer sieht eklatanten Personalmangel

Im neu eröffneten Wiener Krankenhaus Nord herrscht laut Ärztekammer ein eklatanter Personalengpass. In diesem Zusammenhang übt die Kammer Kritik an der Stadt Wien, die „Realitätsverweigerung“ betreibe, heiß am Montag per OTS.

red

„Es gibt deutlich zu wenig Ärztinnen und Ärzte, manche Fächer können nicht ausreichend besetzt werden“, warnen Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Wolfgang Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. „Zuerst hat die Stadt Wien jahrelang dementiert, dass die Kosten deutlich steigen würden. Dann wurde so lange wie möglich dementiert, dass sich der Bau verzögert. Nun ist der Betrieb gestartet, und die Verantwortlichen bestreiten seit Wochen etwaige Personalprobleme und Kapazitätsengpässe“, so Szekeres weiter.

Nun sei „das Dilemma da, die Stadt Wien muss endlich den Personalstopp beenden, ansonsten kracht das System mangels Ärztinnen und Ärzten sowie Fachkräften zusammen“. Die betroffene Ärzteschaft sowie die Ärztekammer hätten oft genug vorgewarnt und mehrfach darauf hingewiesen, doch dies werde von der Politik stets als „Alarmismus“ abgetan.

Laut Ärztekammer auch andere Spitäler in Wien betroffen

Die Probleme würden aber nicht nur das Krankenhaus Nord betreffen, sondern auch andere Spitäler in Wien, „die teilweise im desolaten Zustand sind“, ergänzt Weismüller. Die jüngste Ankündigung großer Sanierungsarbeiten seitens der Stadt Wien mit einem Etat von zwei Milliarden Euro erwecken eher Skepsis bei Weismüller, der hier „ein bloßes Ablenkungsmanöver“ ortet.

Das Problem liegt für Szekeres viel tiefer: „Die Stadt ist grundsätzlich nicht bereit, mehr Planposten zu schaffen, die Diensträder gerecht zu gestalten und das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz einzuhalten.“ Die Personalknappheit werde sich in den nächsten drei Jahren noch verschärfen, denn die Baby-Boomer-Generation gehe bald in Pension und es gebe zu wenig qualifizierten Nachwuchs.

Szekeres: KAV kein attraktiver Dienstgeber

Verschärft werde das Problem durch den Umstand, dass der Wiener Krankenanstaltenverbund nicht gerade als attraktiver Dienstgeber gilt, sodass sich viele Ärztinnen und Ärzte von anderen Spitälern an-und abwerben lassen. Weismüller: „Es ist nicht nur die Bezahlung allein, es sind das Arbeitsumfeld, die Diensteinteilung und die mangelnde Wertschätzung, die die Wiener Gemeindespitäler unattraktiv macht.“

Das sogenannte „Tüpfchen auf dem i“ ist dann für Szekeres das permanente Ärztebashing seitens der Politik, was die Kooperation auf allen Ebenen erschwere. Auch die Verzahnung zwischen niedergelassenem Bereich und den Spitälern gehe nicht wirklich weiter.

„Die Taktik des KAV wird nicht aufgehen: Zuerst dementieren, dann kontern und schlussendlich Stück für Stück mit der Wahrheit herausrücken“, betonen Szekeres und Weismüller. „Das lassen sich auf Dauer weder die Ärzteschaft noch die Pflegekräfte und schlussendlich auch nicht die Patientinnen und Patienten gefallen.“ 

Ansicht Dachgarten
Laut Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer fehlen im KH Nord 70 Dienstposten und 100 Ärzte.
KAV/ Peter Plunkdrak
 
© medinlive | 23.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/index.php/gesundheitspolitik/aerztekammer-sieht-eklatanten-personalmangel