Psychosozialer Dienst
Psychosozialer Dienst

Jubiläumsfest zum 40. Geburtstag

Der Festsaal des Wiener Rathauses war bis auf den letzten Platz gefüllt. Anlass waren die Wiener Psychosozialen Dienste (PSD), welche ehemals die Wiener Psychiatriereform erst möglich machten. Sie feierten ihren 40. Geburtstag. Vergeben wurde dabei auch der nach PSD-Gründer Stephan Rudas benannte Preis für fundierte Berichterstattung über psychische Erkrankungen.

red

Ausgehend von der Erkenntnis, dass man in der Psychiatrie in den 1970er-Jahren eine Situation gehabt hätte, auf die man „nicht stolz“ sein konnte, hätten die Proponenten der Wiener Psychiatriereform - insbesondere der 2010 verstorbene langjährige PSD-Chefarzt Stephan Rudas und der damalige Gesundheitsstadtrat Alois Stacher (SPÖ) - es geschafft, die Psychiatrie in Wien grundlegend zu ändern, stellte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in seiner Rede am Dienstag fest.

Das Ziel war Ende der 1970er-Jahre die möglichst starke Senkung der Patientenzahlen in den psychiatrischen Kliniken und die Zurückdrängung der Zwangseinweisungen. 1979 hatte es in Wien 3.858 stationäre Psychiatrie-Betten gegeben. In der Folge konnte ihre Zahl um vier Fünftel reduziert werden. Der Anteil der umfreiwilligen Aufnahmen in psychiatrische Abteilungen ging in den Folgejahren ähnlich stark zurück.

„Die Ideen dafür kamen aus Großbritannien, auch aus Italien. Es ging darum, etwas zu ändern in einer völlig verfahrenen Psychiatriesituation“, sagte Rudas-Nachfolger als PSD-Chefarzt, Georg Psota. „Das war ein Drängen einer ganzen Generation von Psychiatern.“ Die Situation mit einem großen Anteil an Zwangsunterbringungen psychisch Kranker und jahrelangen stationären Aufenthalten in „Steinhof“ (2.800 Patienten) und „Ybbs“ (mehr als 1.000 Patienten) „hatte auch etwas mit dem Bruch der Ethik ab 1938 zu tun“, was bis in die 1970er-Jahre nachgewirkt habe. Mit dem Aufbau einer flächendeckenden Struktur (acht Sektoren) extramuraler Versorgung für psychisch Kranke in Wien im Rahmen von Ambulatorien einer „nicht-bettenführenden Krankenanstalt“ wurde der Umschwung geschafft.

Das Prinzip: „Niedergelassen vor Ambulanzen“

Derzeit erfolgt in Wien eine Adaption des Behandlungs- und Versorgungsnetzes für psychisch Kranke an aktuelle Erfordernisse. Man könne in nächster Zukunft eine weitere Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnen, nannte der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, Ewald Lochner, ein Beispiel. Das Prinzip, das man verfolge: „niedergelassen vor Ambulanzen, vor Tagesklinik, vor stationär“.

Im Rahmen des Festaktes wurde auch der jährlich ausgeschriebene Stephan-Rudas-Preis für fundierte Berichterstattung über psychische Erkrankungen vergeben. Dietlind Hebestreit (Oberösterreichische Nachrichten) wurde von der Jury der Preis für ihre Berichterstattung zu Depressionen bzw. Suizidalität (Print/Online) zuerkannt. Stefan Hauser (Radio Klassik Stephansdom) erreichte den ersten Platz in der Kategorie Hörfunk/TV für einen Radiobeitrag über Angehörige von Suizidopfern.

 
© medinlive | 19.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/index.php/gesundheitspolitik/jubilaeumsfest-zum-40-geburtstag