Die Preisträger hätten im Detail gezeigt, wie unser Immunsystem viele Milliarden verschiedener Antikörper und T-Zell-Rezeptoren herstellen kann, würdigte die Jury ihre Leistung. „Das Bild, das wir heute von der Diversifikation von Antigenrezeptoren im Immunsystem von Wirbeltieren haben, ist vor allem den beiden Preisträgern zu verdanken“, erklärte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Thomas Boehm. „Sie haben unser Wissen über die Entwicklung des Immunsystems auf eine neue Stufe gehoben.“
David Schatz hat das Enzymsystem Rag-1/Rag-2 entdeckt, das entscheidend für die Erzeugung zentraler Komponenten des Immunsystems ist. Auf Rag-1/Rag-2 geht die enorme Vielfalt der Antikörper zurück. Zusammen mit Kollegen zeigte Schatz, dass der zugrunde liegende Erbgutabschnitt (RAG-1/RAG-2) auf sogenannte parasitäre DNA zurückgehen könnte - bewegliche Elemente, die sich in fremde Genome eingliedern und sie auch wieder verlassen können.
Frederick Alt klärte, wie die von Rag-1/Rag-2 eingeleitete Rekombination vollendet wird, indem zerschnittene Stücke der Erbinformation DNA repariert werden. Er zeigte, wie das Enzymsystem Rag-1/Rag-2 im Zellkern genau arbeitet.
Preisverleihung am 14. März 2023
Die Forschung der beiden Preisträger erhelle, so der Stiftungsrat, zugleich die Vergangenheit wie die Zukunft: Die Forscher hätten dazu beigetragen, zu verstehen, wie Wirbeltiere ihr adaptives Immunsystem zusätzlich zu der schon bestehenden angeborenen Immunität entwickeln konnten. Ihre Arbeit könne zudem helfen, neue therapeutische Perspektiven für Krankheiten erschließen.
2022 hatten Ugur Sahin, Özlem Türeci und Katalin Karikó von der Mainzer Firma Biontech den Preis bekommen. Die renommierte Auszeichnung für medizinische Grundlagenforschung wird seit 1952 verliehen. Sie ist mit 120.000 Euro dotiert. Überreicht wird der Preis traditionell am Geburtstag des namensgebenden Nobelpreisträgers Paul Ehrlich (1854-1915), dem 14. März, in der Frankfurter Paulskirche.