Monkeypox Virus

Affenpockenviren befallen auch Hoden

Bereits über 50.000 Menschen wurden in 120 Ländern außerhalb von Afrika in den letzten Monaten mit Affenpocken infiziert. Unter den Betroffenen: auffallend viele sexuell aktive, homosexuelle Männer. Eine mit Makaken durchgeführte Studie deutet jetzt darauf hin, dass das „Monkeypox Virus“ auch Spermien und Hoden befallen kann. Sowohl in der Spermienproduktion als auch in den Hodenkanälen konnten die Macher der Studie das Virus nachweisen. Manche der Makaken trugen die Viren auch noch nach mehr als vier Wochen in sich. Laut der Wissenschafter würde dies dafür sprechen, dass die Affenpockenviren in den Hoden der Affen zumindest zum Teil vor ihrem Immunsystem geschützt seien, aber auch, dass sie beim Menschen sexuell übertragen werden könnten.

red

Im Gegensatz zu Covid-19 ist das Affenpockenvirus, das seit Mai dieses Jahres weltweit vermehrt auftritt, nicht über Aerosole, sondern über direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie etwa Blut oder Speichel übertragbar. Vor allem vom „Monkeypox Virus“ betroffen sind eben junge Männer, deren Angaben nahelegten, dass sie sich über sexuelle Begegnungen infiziert hätten. Deren Hautläsionen zeigten sich primär im Genitalbereich.

Für eine Studie haben Jun Liu und Kollegen vom US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases in Fort Detrick die eingefrorenen Hoden von 21 Langschwanzmakaken, die im Vorfeld mit dem Virus infiziert worden waren und sich für Versuche in diesem Bereich gut eignen, präzise untersucht. „Wir haben dabei sowohl Gewebeproben aus der akuten Phase der Infektion als auch aus der Rekonvaleszenzphase, in der die Infektion allmählich abklingt, untersucht“, schildert Seniorautor Xiankun Zeng. Um die Affenpockenviren nachzuweisen, nutzten er und seine Kollegen Fluoreszenzmarker für das Virenantigen sowie Nachweismethoden für die RNA des Virus.

„Wir haben Affenpockenviren-Antigene in 18 von 21 der untersuchten Hoden detektiert“, berichten die Wissenschafter. Ihnen zufolge sei das Virus dabei sowohl in den Spermienvorläufern als auch in den Samenkanälchen sowie den interstitiellen Zellen des Hodens präsent gewesen. In den epidymialen Kanälen des Nebenhodens – die Orte der Spermienproduktion und -reifung – habe man, so die Forscher, ebenso Affenpockenviren detektieren können. Dies spreche ihnen zufolge dafür, dass das Affenpockenvirus in der akuten Phase der Infektion auch über die Spermien und Spermienflüssigkeit übertragen werden könne, was auch erklärten könnte, weshalb sich so viele junge Männer über gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte angesteckt hatten. „Die Hoden werden bei zahlreichen viralen Infektionen befallen, etwa von Zika, Ebola, Marburg und dem Krim-Kongo-Fieber“, erklärt Liu, gehöre dieses Organ neben Gehirn und Augen zu denjenigen, die nur in Teilen für das Immunsystem zugänglich sind.

Infektion auch nach Abklingen der Anzeichen möglich

Laut der Studie könnte die sexuelle Übertragung des „Monkeypox Virus“  selbst noch dann geschehen, wenn die oberflächlichen Hautläsionen oder andere akute Infektionsanzeichen bereits abgeklungen seien, da auch in zwei Hodenproben von rekonvaleszenten Affen das Virus nachgewiesen werden konnte. Während die Hautläsionen dieser Affen keine Viren mehr enthielten, waren sie im Hodengewebe sehr wohl noch vorhanden. „Unsere Daten liefern somit Indizien dafür, dass das Affenpockenvirus sowohl in der akuten Phase der Infektion als auch in der Rekonvaleszenzphase über die Spermien weitergegeben werden kann“, betont Zeng. Weitere Studien mit menschlichen Patient:innen seien allerdings nötig, um diese anhaltende Präsenz und Übertragung der Viren auch beim Homo Sapiens nachzuweisen.

Quellen:

  • Wissenschaft.de
  • Jun Liu (US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID), Fort Detrick) et al., Nature Microbiology
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Affenpocken
Auch die Affenpocken gehören zu den Zoonosen, also zu den Viren, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können.
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