Fürweger stellte klar, dass es weder um geplante Operationen noch um Notfälle gehe: „Wir werden niemanden mit einem Herzinfarkt vor der Tür sterben lassen.“ Betroffen seien aber planbare internistische Aufgaben wie Diabeteseinstellungen oder Bluthochdruck-Patient:innen. Er bat um Verständnis für die Maßnahme, aber „wir sind was die Personalnot betrifft keine Ausnahme. Unsere Mitarbeiter arbeiten auf Anschlag und wir müssen sie schützen.“
Kernaufgabe des LKH Tamsweg sei die Versorgung der Region Lungau. „Wenn es möglich ist, machen wir auch andere mit, aber es geht momentan einfach nicht. Wir machen das nicht aus Jux und Tollerei“, so der Sprecher. Er stellte auch die Frage in den Raum, ob es klug war, die internistische Abteilung auf der Stolzalpe in der Steiermark zu schließen. Darüber könne man nun diskutieren.
Patientengrenze „besorgniserregende Entwicklung“
Der Krakauer Bürgermeister Gerhard Stolz (ÖVP) forderte gegenüber dem ORF eine Rücknahme der Maßnahme und ein sofortiges Aus der Patientengrenze, die zwischen Tamsweg und dem Murtal gezogen werde. „Viele aus meiner Gemeinde sind im Landeskrankenhaus Tamsweg tätig. Wir sind von dort rund 20 Kilometer entfernt. Vom LKH Knittelfeld, wo es internistische Betreuung für uns gibt, 76 Kilometer“, sagte Stolz.
Seitens der steirischen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hieß es: „Einseitige Schuldzuweisungen helfen in Krisenzeiten nicht weiter." Man wolle weiterhin den Weg der Kooperation gehen. Alle Bundesländer würden vor denselben Herausforderungen stehen und diese könnten nur gemeinsam bewältigt werden. „Gerade im oberen Murtal wird Kooperation in der Versorgung schon lange gelebt. Natürlich werden auch weiterhin steirische Patient:innen akut in Tamsweg versorgt. Um die Versorgung in der Region zu verbessern, wurden im Dezember auf der Stolzalpe für die Innere Medizin Beobachtungsbetten und eine Akutambulanz eingerichtet, die sich in der derzeitigen Situation bereits bewähren."
Die steirische FPÖ sieht in der Maßnahme in Salzburg einen „weiteren Beleg dafür, von den bisherigen Spitalszentralisierungsplänen endlich abzugehen“. Sie forderten Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) auf, das Salzburger Vorgehen schnellstens zu hinterfragen und mit den anderen angrenzenden Bundesländern Kontakt aufzunehmen. Die Salzburger Maßnahme sei eine „besorgniserregende Entwicklung“, schließlich seien einige Orte in der Steiermark deutlich näher an Tamsweg als am nächstgelegenen Krankenhaus im eigenen Bundesland. Leistungsreduktionen und Zentralisierungen im steirischen Krankenanstaltensektor seien ein Fehler, so die FPÖ. Sollte das Vorgehen des Tamsweger Spitals in Niederösterreich, Oberösterreich, dem Burgenland und in Kärnten Nachahmer finden, dann stehe der Steiermark eine Gesundheitskrise ungeahnten Ausmaßes bevor.
Notfallplan gefordert
Die steirischen NEOS kritisierten die „Patientengrenze“ ebenfalls und forderten Sofortmaßnahmen der Landesregierung, um die regionale Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Landtagsabgeordneter und Gesundheitssprecher Robert Reif meinte: „Die Gesundheitsversorgung im oberen Murtal wird seit Jahren stiefmütterlich behandelt.“ Die Salzburger Maßnahme sorge nun für große Verunsicherung. „Das Aussperren der steirischen Patient:innen ist eine weitere Hiobsbotschaft für unsere Region. Die Aufnahmesperre gefährdet die Gesundheitsversorgung in und rund um Murau“, so Reif. Es brauche einen Notfallplan für die Gesundheitsversorgung im oberen Murtal.
Der Grüne Gesundheitssprecher Georg Schwarzl meinte: „Die Schließung der Internen Abteilung auf der Stolzalpe war bereits eine Zäsur für die Menschen in der Region. Wenn die Murauer Bevölkerung nun keinen Zugang mehr zum LKH in Tamsweg hat, fällt ein weiteres wichtiges Angebot weg.“ Die Länder sollen seiner Ansicht nach im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen zu einer gemeinsamen Planung und mehr Zusammenarbeit im Spitalswesen gezwungen werden. „Da das Spitalswesen kompetenzrechtlich Ländersache ist, ist sich jedes Bundesland naturgemäß selbst das nächste.“ Die Herausforderungen im Gesundheitswesen ließen es aber nicht mehr zu, „dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht“. Verstärkte Kooperation sei unumgänglich.
Reaktionen aus Salzburg
Aus dem Bundesland Salzburg, das sich gerade im Vorwahlkampf für die Landtagswahl am 23. April befindet, meldeten sich SPÖ und NEOS zum Thema. Die Salzburger SPÖ spricht von einer „endgültigen ÖVP-Bankrotterklärung“ im Gesundheitswesen. „Jahrelang hat (LHStv.) Christian Stöckl mit seiner Sparpolitik die Spitäler kaputtgespart und achselzuckend zur Kenntnis genommen, wie sich der Mangel an Pflegekräften und ärztlichem Personal immer weiter zugespitzt hat, speziell auch im Lungau“, kritisierte Landesparteichef David Egger. Er forderte Stöckl auf, den Aufnahmestopp für internistische Behandlungen mit sofortiger Wirkung wieder zurückzunehmen. Und NEOS-Gesundheitssprecher Sebastian Huber - selbst niedergelassener Internist - zeigte sich „erschrocken“. Der steirische Patient zahle ebenso in das österreichische Gesundheitssystem ein wie der Salzburger. "Medizinische Behandlungen dürfen nicht an Grenzen haltmachen." Ein "Aussortieren" von Patienten nach Bundeslandzugehörigkeit sei ein Scheitern der Gesundheitspolitik - besonders, weil es Vereinbarungen gebe, wie die grenzüberschreitende Versorgung finanziert wird, sagte der Zweite Landtags-Präsident.