Kommentar

COVID-Test in Ordinationen ?

Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und der Ärztekammer für Wien, über Sars-Cov-2 Testungen beim Hausarzt.  Für ihn gilt: Ohne Zwang und nur bei geeigneter Infrastruktur. Alternativen sind gefragt.

red

Um vorweg alle Missverständnisse auszuschließen. Kein Arzt kann zu Corona-Tests gezwungen werden. Und in vielen Ordinationen ist es auch nicht möglich, weil sie zu klein sind, weil man andere Patienten nicht zurücksetzen kann und weil die Schutzmaßnahmen nicht ausreichen.

Deshalb sollte man nach Alternativen greifen: Eine Möglichkeit, die auch international schon angewandt wird, sind dezentrale Testcontainer oder Zelte, wobei Stadt Wien und Ärztefunkdienst die Organisation übernehmen könnten. Dort könnte man Abstriche machen, ohne Gesundheitspersonal oder andere Patienten zu gefährden. Insbesondere zuverlässige Schnelltests, die nunmehr vermehrt auf den Markt kommen, könnten auch größere Veranstaltungen ermöglichen, wenn beim Einlass z.b. wie kürzlich an der Wirtschaftsuniversität ausprobiert, sämtliche Teilnehmer getestet würden.

Diese Schnelltests liefern innerhalb von 10-15 Minuten ein Ergebnis und sind relativ günstig. Dass verstärkt getestet werden muss, ist logisch. Denn: Mit dem Anstieg der Zahl der Infizierten, steigt auch die Zahl der Kontaktpersonen rasch an, Contact tracing und containment werden immer schwieriger, immer mehr Personen müssen getestet werden und das Homesampling ist an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Erprobt  sind Teststraßen in den Städten und eine gute Alternative sind niedergelassene Ärzte, die räumlich so ausgestattet sind, dass sie eine sichere Probennahme in ihren Ordinationen (meist in ländlichen Gegenden) anbieten können.

Deshalb wird nunmehr niedergelassen Ärzten ermöglicht, Abstriche zu nehmen und danach die Proben entweder in Labors analysieren zu lassen oder vor Ort Antigen-Schnelltests durchzuführen. Dieses Angebot kann nur freiwillig erfolgen und ausschließlich dort, wo eine sichere Probennahme möglich ist.

Patienten müssen sich anmelden und werden dann so bestellt, dass sie keine anderen Patienten anstecken können. Das Gesundheitspersonal muss geschützt sein und die Räume, in denen die Proben genommen werden, sollten idealerweise gesondert von der Ordination sein, in der nichtinfektiöse Patienten behandelt werden. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können niedergelassene Ärzte eine wichtige Stelle sein, um die Krankheit zu diagnostizieren, insbesondere in Grippe- und Erkältungszeiten, wo Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Covid-Infektionen haben, differenziert werden müssen.

Fakt ist: Es muss mehr getestet werden und es muß mehr geben als nur Teststrassen mit langen Wartzeiten oder private Labors, die sich viele nicht leisten können oder wollen. In jedem Fall: Wir Ärzte sind bereit für konstruktive Lösungen, aber nicht für eine Zwangsverordnung zum Testen.

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Thomas Szekeres Ärztekammerpräsident
Der derzeitige Präsident Thomas Szekeres, der wieder mit seiner eigenen Liste antritt, glaubt aber, dass er „gute Chancen“ habe. Er geht davon aus, dass er in den letzten Jahren „unter sehr widrigen Rahmenbedingungen“ seinen Job „sehr gut gemacht“ hat.
Ärztekammer für Wien/Stefan Seelig