Gesundheitswesen

Hacker fordert mehr Kundenorientierung

Laut Statistik Austria betrugen die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit in Österreich im Jahr 2021 fast 39 Milliarden Euro. Sie müssen sich für die Zahler via Steuern und Sozialversicherungsbeiträge rechtfertigen lassen. Kernpunkt dabei sei eine deutlich verbesserte „Kundenorientierung“, sagte Mittwochabend Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung in Wien.

red/Agenturen

„Aktuelle Herausforderungen bei der Finanzierung des Gesundheitswesens“, lautete der Titel von Hackers Keynote. In Österreich hängt diese Frage eng mit dem Finanzausgleich zwischen Bund und Bundesländern zusammen. Die geltende Vereinbarung wurde Covid-19-bedingt bis Ende 2023 verlängert. „Das Thema ist spannend. Wir erwarten uns mehr Geld. Aber das wird niemand überraschen“, erklärte der Wiener Gesundheitsstadtrat bei der Veranstaltung („Welldone lounge“) mit zahlreichen Spitzenvertretern des österreichischen Gesundheitswesens.

Die Dutzenden Milliarden, welche die österreichischen Steuer- und Beitragszahler für die Sozialversicherung aufbrächten, müssten aber in Zukunft vermehrt durch ein verbessertes Angebot begründet sein. „Das Wesentliche für die Gesellschaft spielt sich im Gesundheitswesen ab“, sagte Hacker. „Was ich dramatisch vermisse und einfordere ist, dass wir direkt in Leistungen für die Menschen gehen. In der gesundheitspolitischen Debatte liegt die Kundenorientierung ziemlich weit hinten. Wir brauchen mehr Kundenorientierung.“

„Derzeit ersetzen wir Wiener Spitäler durch Neubauten“

Hacker nannte dazu die Organisation von Spitalsambulanzen als Beispiel: Hier hätte Covid-19 in Wien zu einem guten Teil zur Einrichtung von Termin-Ambulanzen mit wenig Wartezeiten geführt. „Ich sehe aber auch Ambulanzen, die 50 Leute um 7.30 Uhr bestellen und die dann erst wieder um 13.30 Uhr erst herauskommen“, erklärte der Wiener Gesundheitsstadtrat. Das sei gegenüber den Menschen, die so viel an Steuern und Beiträgen zahlten, nicht wirklich zu begründen.

Notwendig sei eine intelligente Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. Einerseits müssten immer kürzer werdende Spitalsaufenthalte für besonders vulnerable Patienten möglichst angenehm und reibungslos verlaufen. Der medizinische Fortschritt lasse viele traditionelle Zehn-Jahres-Pläne für diesen Bereich vorzeitig obsolet werden. „Wir ersetzen derzeit fast alle Wiener Spitäler durch Neubauten“, sagte Hacker. Ein- und Zweibettzimmer würden in Zukunft die Regel sein.

Andererseits sollten Tageskliniken, Primärversorgungseinheiten und andere ambulante Einrichtungen ausgebaut werden. Sozialversicherung, Bund und Bundesländer könnten hier mit Flexibilität in der Finanzierung eine dritte Säule des Gesundheitswesens schaffen und gleichzeitig die „Finanzierung aus einer Hand ausprobieren“. Schließlich müsse das Gesundheitswesen auf dem Arbeitsmarkt beworben und so attraktiv gemacht werden, dass Nachwuchs gerne in diesen Bereich gehe.

 

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