Das Universitätsgesetz sieht vor, dass eine bestimmte Anzahl an Medizin-Studienplätzen für Aufgaben im öffentlichen Interesse reserviert werden darf. Die Heeres-Kandidaten müssen zwar am normalen Aufnahmetest teilnehmen, in dem die insgesamt 680 Humanmedizin-Plätze vergeben werden. Sie müssen aber nicht unter den 680 besten Kandidaten sein, sondern nur unter den besten 25 Prozent aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
Sechs jungen Männern, die zusätzlich auch die militärische Kadereignung erfüllen müssen, gelang dies beim heurigen Aufnahmetest. Sie mussten sich für insgesamt 20 Jahre verpflichten. Je nach Fachrichtung des Studiums bedeutet das, im Anschluss acht bis elf Jahre als Militärarzt zu arbeiten. „Der Fokus liegt auf der Erhöhung der personellen Kapazitäten, gemeinsam ist uns hier ein neues Modell zur Ärztegewinnung gelungen“, so Tanner bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Anlässlich ihres Studienbeginns an der Medizinischen Universität beförderten heute Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Gesundheitsminister Johannes Rauch und der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller, im Rahmen der Pressekonferenz sechs Soldaten zu Offiziersanwärtern - zum Fähnrich. Sie haben die geforderten Leistungen erbracht und wurden als erste Militär-Medizinstudenten aufgenommen.
Verpflichtung auch für Auslandseinsätze
Die ausgebildeten Militärärzte müssen nach Abschluss des Studiums alle drei Jahre für mindestens sechs Monate an einem Auslandseinsatz teilnehmen, denn hier sei der Ärztemangel besonders groß. Während des Studiums werden die Heeres-Kandidaten in der vorlesungsfreien Zeit neben für das Studium notwendige Praktika Zusatzausbildungen beim Bundesheer absolvieren, um bereits frühzeitig in das Militärkrankensystem integriert zu werden. Dafür erhalten sie rund 1.000 Euro im Monat. Sollten sie frühzeitig aussteigen, ist der Betrag zurückzuzahlen. Insgesamt werden in den kommenden Jahren 30 Millionen Euro in die Infrastruktur des Bundesheeres investiert, sagte Tanner.
Für Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat das Projekt doppelten Nutzen: Einerseits würde dadurch die qualitative medizinische Versorgung des Bundesheeres gesichert, andererseits verpflichten sich die Studenten, dem Gesundheitssystem lange erhalten zu bleiben. Wer nach den 20 Jahren das Bundesheer verlassen möchte, könne selbstverständlich im zivilen Gesundheitssystem arbeiten.
SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer wertet die Aufnahme von militärischen Medizinstudenten als positiv, aber „wieder einmal zu spät“ um dem Personalmangel im Heer entgegenzuwirken. Vor allem bei Auslandseinsätzen sei dieser gravierend. „Es ist fünf nach zwölf für die Europäische Friedensmission in Bosnien-Herzegowina. Der österreichische Sanitätszug ist empfindlich unterbesetzt. Österreichs Ruf als verlässlicher Partner steht auf dem Spiel“.