Onkologie

Unglückliches Timing beim Erbgutkopieren begünstigt Lymphdrüsenkrebs

Damit etwa Menschen und Mäuse gegen viele Arten Viren und Bakterien gerüstet sind, kombinieren ihre Immunzellen (B-Lymphzellen) die Antikörpervorlagen am Erbgut regelmäßig neu. Dabei wird öfters das berüchtigte Krebsgen „Myc“ umgesiedelt und aktiviert, weil es für die Zellteilung zeitgleich mit einem Antikörpergen (Igh) kopiert wird. Dadurch kommt es in seine Nähe und kann in die Umbauarbeiten geraten, so Wiener Forscher. Die Studie ist im Fachjournal „Science“ erschienen.

red/Agenturen

Bevor sich eine Zelle in zwei „Töchter“ teilt, wird ihr gesamtes Genom (Erbgut) verdoppelt, um gleichmäßig auf die beiden aufgeteilt zu werden, erklären die Forscher um Mihaela Peycheva und Rushad Pavri vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien in einer Aussendung. Das passiert nicht strikt der Reihe nach, sondern die Replikation startet parallel an vielen Stellen und läuft dann in Wellen ab, schreiben sie: „Manche Gene werden in einer frühen Charge repliziert, andere müssen warten, bis sie dran sind.“

Werden zwei Bereiche auf dem Genom gleichzeitig verdoppelt, geraten sie räumlich oft nahe aneinander, so Peycheva. Dies kann bei B-Lymphzellen Krebs auslösen. In diesen Zellen wird das Erbgut bei den Vorlagen für Antikörper oft aufgebrochen und mit leichten Veränderungen wieder zusammengefügt, um möglichst viele unterschiedliche Antikörper gegen viele verschiedene Krankheitserreger zu produzieren.

System versucht Fehler zu „flicken“

Wenn es auch anderswo aufgebrochene Erbgutstücke (Chromosomen) gibt, was immer wieder passiert, versucht das Reparatursystem der Zellen, diese eiligst wieder zu flicken. Das geschieht nicht immer richtig, sodass ein ums andere Mal falsche Enden kombiniert werden. Sind manche Gene aus Timinggründen oft nahe beieinander, wie Myc bei Igh, betreffen solche Fehler sie häufiger. Im Falle von Myc ist dies fatal, weil Veränderungen bei diesem Wachstumsgen sehr oft Krebs verursachen.

Als die Forscher die Verdoppelung von Myc und Igh bei Mäusen zeitlich entkoppelten, wurden diese beiden Gene deutlich seltener miteinander verknüpft. „Das zeigt eindeutig, wie wichtig das Timing in diesem Prozess ist“, meinen sie.

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