Das Forscherteam fand im Wurmfortsatz des Blinddarms das alpha-Synuclein, ein bestimmtes Eiweiß in verklumpter Form. Bisher wurde angenommen, dass es in dieser Form nur im Gehirn von Menschen mit Parkinson vorkommt. „Es scheint, dass diese Aggregate – obwohl sie im Gehirn toxisch sind – im Wurmfortsatz ganz normal sind“, sagt Viviane Labri, Assistenzprofessorin am VARI gegenüber der Onlineausgabe der deutschen ApothekerInnen.
Labri zählt zu den leitenden Autoren der Studie, die im Fachjournal „Science Translational Medicine“ publiziert wurde.
Risiko um bis zu 25 Prozent gesenkt
Für die aktuelle Studie arbeiteten die amerikanischen Wissenschaftler mit Forschern der Universität Lund in Schweden zusammen. Das Forscherteam wertete zwei schwedische Datensätze aus - einen mit den Gesundheitsdaten von 1,7 Millionen Schweden und einen mit etwa 850 Parkinson-Patienten. Dabei stellten sie fest, dass eine frühe Entfernung des Wurmfortsatzes, einer sogenannten Appendektomie, das Risiko für Parkinson um bis zu 25 Prozent senkte.
Wer trotz OP an Parkinson erkrankt, tut dies im Schnitt 3,6 Jahre später als Menschen, die ihren Wurmfortsatz noch haben – wenn dieser Teil des Blinddarms mindestens 30 Jahre vor der Parkinson-Diagnose entfernt wurde.Bei den etwa zehn Prozent Betroffenen mit genetisch bedingter Parkinson-Erkrankung ließen sich keine Effekte durch eine Blinddarm-Operation nachweisen. Auch wenn die Krankheit bereits ausgebrochen war, hatte eine Entfernung keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Parkinson-Erkrankung.
Experten warnen vor geringen statistischen Zusammenhang
Um den Zusammenhang zwischen Blinddarm und der Entstehung von Parkinson näher zu untersuchen, analysierten die Forscher Gewebeproben vom Wurmfortsatz von gesunden und an Parkinson erkrankten Menschen auf Spuren von Alpha-Synuclein. Dabei konnten sie sowohl bei gesunden als auch bei kranken Probanden Eiweißablagerungen im Blinddarm nachweisen. Welche Faktoren bewirken, dass alpha-Synuclein aus dem Blinddarm zum Ausbruch von Parkinson führt, wird nun weiter erforscht.
Experten warnen indes vor einem viel zu geringen statistischen Zusammenhang: „Auf keinen Fall rechtfertigt die Studie eine Blinddarmentfernung zur Vorbeugung einer Parkinsonerkrankung“, sagte Walter J. Schulz-Schaeffer, Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum des Saarlandes gegenüber„ärzteblatt.de“.