Studie

Die Pille für den Mann in ersten Tests an Mäusen erfolgreich

Eine nicht-hormonelle Verhütungspille für Männer zeigt in einer Studie an Mäusen vielversprechende Resultate. Die Substanz kann laut Forscher:innen aus den USA bei Bedarf jeweils kurz vor dem Sex eingenommen werden. Der Weg dahin sei allerdings noch weit, kommentiert ein Schweizer Experte die Ergebnisse, die im renommierten Fachblatt „Nature Communications“ publiziert wurden.

red/Agenturen

Nach der Einnahme des Wirkstoffs „TDI-11861“ waren die männlichen Mäuse laut der Studie für zwei Stunden zu 100 Prozent unfruchtbar. Trotz 52 verschiedener Paarungsversuche wurden keine Weibchen schwanger. Nach 24 Stunden war die Fruchtbarkeit der Männchen wieder auf einem normalen Niveau. Nebenwirkungen gab es keine, auch nicht bei einer kontinuierlichen Verabreichung des Medikaments während sechs Wochen.

„Dieser Ansatz hat Potenzial“

Auch für Phillipp Quaas vom Universitätsspital Basel ist klar: „Dieser Ansatz hat Potenzial“, sagte der an der Studie nicht beteiligte Arzt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. „Für eine Zulassung dieses Wirkstoffs als Medikament braucht es aber noch mehr Informationen.“ Insbesondere müssten Studien an Menschen durchgeführt werden. Bis man diese Pille für den Mann in der Apotheke kaufen kann, dauere es demnach noch. „Wenn man es richtig pusht, könnte ein solches Medikament in fünf bis zehn Jahren zugelassen werden“, schätzte Quaas.

Der Wirkstoff zielt auf ein Enzym namens lösliche Adenylylzyklase (sAC) ab. Dieses ermöglicht die Bildung eines Botenstoffs (Adenosinmonophosphat), der für die Beweglichkeit von Spermien benötigt wird. Wird die sAC gehemmt, können Spermien also nicht mehr schwimmen. Die Entdeckung könnte für die Empfängnisverhütung von entscheidender Bedeutung sein, schrieben die Autoren in der Studie.

Vorteil: schnelle Wirkung

Der große Vorteil dieses Hemmstoffs ist laut Quaas, dass er schnell wirke. Innerhalb von 30 Minuten bis zu einer Stunde macht der Wirkstoff Männer unfruchtbar. „Die meisten aktuellen Bemühungen um die Entwicklung neuer Verhütungsmittel für Männer wirken sich auf die Spermienentwicklung aus, was bedeutet, dass die Verhütung eine monatelange kontinuierliche Vorbehandlung erfordert“, schrieben die Autorinnen und Autoren in der Studie.

Der neue sAC-Hemmer ist nicht der einzige Wirkstoff-Kandidat für die Männerpille. Als vielversprechend gilt auch der Wirkstoff mit dem Namen „YCT529“, der im März 2022 das erste mal vorgestellt wurde, sowie der Wirkstoff „VU0546110“, der im Jänner 2023 vorgestellt wurde. Auch diese beiden nicht-hormonellen Verhütungsmittel wurden an Mäusen erfolgreich getestet.

Bis Mitte 2011 wurde außerdem an einer hormonellen Verhütungsspritze für Männer geforscht. In einer WHO-Studie wurde 320 Studienteilnehmern über mehrere Wochen hinweg eine Hormonspritze verabreicht. Im Hinblick auf die Verhütung sei das sehr erfolgreich gewesen. Rund zehn Prozent der Männer hatten jedoch über Nebenwirkungen wie Akne, Schmerzen an der Injektionsstelle, erhöhte Libido und Stimmungsschwankungen geklagt, hieß es in der Studie. Diese Risiken für die Studienteilnehmer überstiegen den Nutzen.

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