Der Studie zufolge kann bei jeder fünften Mutation von einem „vorzeitigem Stadium“ in der Tumorentwicklung ausgegangen werden. Die Untersuchung wurde im Rahmen des Pan-Cancer Analysis of Whole Genomes-Projekt (PCAWG) durchgeführt, der bisher umfassendsten Meta-Analyse des Erbguts von Krebstumoren. Dabei untersuchten rund 1.500 internationale Forscher Proben von rund 2.500 Tumoren und 38 verschiedenen Krebsarten – darunter Leber-, Gehirn- und Pankreastumoren.
„Das Aufdecken dieser Muster bedeutet, dass es jetzt möglich sein sollte, neue diagnostische Tests zu entwickeln, die Anzeichen von Krebs viel früher erkennen“, sagte Peter Van Loo, Mitautor der Studie am Francis Crick Institute in London, gegenüber „The Guardian“. Clemency Jolly, eine Mitautorin der Studie, bezeichnete die Ergebnisse der Untersuchung als „außergewöhnlich“. „Einige der Veränderungen scheinen viele Jahre vor der Diagnose aufgetreten zu sein, lange vor allen anderen Anzeichen, dass ein Krebs entstehen könnte, und vielleicht sogar in scheinbar gesunden Gewebe“ so Jolly.
Hoffnung für neue Wege künftiger Diagnoseverfahren
Mutationen traten etwa „besonders früh“ - bis zu 50 Jahre zuvor - in Fällen von Eierstockkrebs auf, so ein Ergebnis der Studie, die im Fachmagazin „Nature“ publiziert wurde. Zudem zeigt die Studie einen „besorgniserregenden' Anstieg bei Anal-Krebs unter Amerikanern.
Jolly und ihr Team fanden heraus, dass etwa die Hälfte der frühesten Mutationen in nur neun Genen auftrat. Das bedeutet, dass es einen vergleichsweise kleinen Pool gemeinsamer Gene gibt, die die Krebsentstehung auslösen. In Zukunft könnte es möglich sein solche Mutationen durch so genannte Flüssigkeitsbiopsien aufzudecken. Dabei handelt es sich um Gentests, die Mutationen in der freischwebenden DNA im Blut nachweisen, die Hinweise auf Tumore an anderer Stelle im Körper liefern können.