Ihr Papier bezeichnen die Autoren Jonas Herby, Lars Jonung und Steve H. Hanke als sogenannte Meta-Studie, die als eine Art Überblick die Daten von rund 30 Einzelstudien und Arbeitspapieren zusammenfasse. Es gebe eine Fülle wissenschaftlich qualitativ wesentlich hochwertiger Studien, „die aber auf der Basis der von den Autoren gewählten Auswahlkriterien nicht berücksichtigt wurden“, so Geraedts.
Herby und seine Kollegen kommen in ihrem Papier zu dem Schluss, dass staatlich geregelte Maßnahmen weltweit im Vergleich zu Empfehlungen und freiwilligen Verhaltensänderungen der Bevölkerung kaum Effekt gehabt hätten: In der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 sei aus den untersuchten Studien herauszulesen, dass die Covid-Todesrate durch verordnete Regelungen um nur 0,2 Prozent gesenkt worden sei.
Kritik: „Studien im Eigenverlag unwissenschaftlich“
Der Ökonom Andreas Backhaus von der Ludwig-Maximilians-Universität München analysiert, dass einige der untersuchten Einzelstudien „nicht übermäßig überzeugend“ seien. Sie erhielten „in der Meta-Analyse jedoch ein sehr hohes Gewicht, treiben also das Gesamtergebnis“, twitterte er über das US-Papier.
Die Untersuchung von Herby und seinen Kollegen wurde in keinem Journal herausgegeben, sondern Ende Januar von einem der Autoren auf der Homepage des Johns Hopkins Institute for Applied Economics veröffentlicht. „Dadurch umgehen die Autoren die Begutachtung durch Fachleute (Peer Review), eine der wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft“, teilte der Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen mit. „Studien im Eigenverlag herausgeben ist absolut unüblich und unwissenschaftlich.“
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