Meduni Innsbruck

Neue Behandlung von Aortenstenose

Ein Forscherteam der Meduni Innsbruck hat Grundlagen für eine neue Behandlungsmethode von Aortenstenose – also einer Verkalkung der Aortenklappe im Herzen – geliefert. Bisher ist die Erkrankung nur mittels operativem oder interventionellem Eingriff behandelbar, künftig könnte eine medikamentöse Therapie Abhilfe schaffen. Basis dafür ist eine frühzeitige Erkennung, die durch einen Rezeptor möglich gemacht werden könnte, der bisher für die Virenbekämpfung bekannt war.

red/Agenturen

Das Innsbrucker Team publizierte nun im Fachjournal Circulation neue Erkenntnisse zur Entstehung der Aortenstenose. „Die neuen Einblicke in den Entstehungsmechanismus der Klappenverkalkung sind bedeutend, um diese Erkrankung frühzeitig erkennen und in Zukunft auch medikamentös behandeln zu können. Das ist aktuell noch nicht möglich“, erklärte Can Gollmann-Tepeköylü von der Univ.-Klinik für Herzchirurgie und Erstautor der Circulation-Publikation, am Mittwoch in einer Aussendung.

Im Fokus steht nun der sogenannte Toll-Like Rezeptor 3 (TLR 3), der u.a. auf der Oberfläche von Zellen des Herzens und von Immunzellen vorkommt und zur Aufgabe hat, Viren zu entdecken. „Allerdings erkennt das menschliche Immunsystem auch körpereigene Schäden und nicht nur Viren, die eindringen“, sagte Gollmann-Tepeköylü. „Durch die hohe mechanische Belastung der Aortenklappe wird das Immunsystem aktiviert und sorgt über eine Entzündungsreaktion für eine Verknöcherung und damit Verstärkung der Aortenklappe. Dieser angeborene Mechanismus wird insbesondere im Alter in Gang gesetzt.“ Jeder Zehnte über 80 ist von der Diagnose betroffen.

Ziel der weiteren Forschungsarbeit ist es daher, mit einem Medikament in den Mechanismus rund um den Virenerkenner TLR3 einzugreifen und eine Verkalkung der Aortenklappe zu verhindern, hieß es. Verschiedenste Wirkstoffkandidaten werden in aktuell laufenden Studien getestet. Voraussetzung für die medikamentöse Therapie sei die frühzeitige Erkennung. Im Zuge der Forschungsarbeit wurden die Daten von 300.000 Patientinnen und Patienten analysiert, wobei in Kooperation mit der kanadischen McGill University Genvarianten entdeckt wurden, die einen Risikomarker darstellen. „Mit Hilfe dieser Varianten, die wir gefunden haben, könnte es möglich werden, frühzeitig zu erkennen, wer ein hohes Risiko für die Entstehung einer Aortenstenose hat“, berichtete der Herzchirurg und Seniorautor Johannes Holfeld.

Die Aortenklappe verhindert bei jedem Herzschlag den Rückstrom von Blut in die linke Herzkammer. Mit fortschreitendem Alter kann es hier zu einer Verkalkung und damit Verengung kommen, die Diagnose lautet dann Aortenstenose. Manchmal sind auch jüngere Patientinnen und Patienten mit einem angeborenen Fehler der Klappe betroffen. Diese wird durch eine Operation oder einen Klappenersatz behoben, bisher gibt es allerdings keine medikamentöse Therapie. Die Aortenstenose gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich. An der Forschungsarbeit waren insgesamt 44 Autorinnen und Autoren aus Innsbruck, Kanada, den USA und Europa beteiligt. Sie wurde laut Meduni bereits mehrfach ausgezeichnet.

Herz
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich noch immer Todesursache Nummer eins: Fast fast 40 Prozent der Menschen sterben daran.
iStock Lars Neumann
MedUni Innsbruck
Entwickelten neue Therapiemöglichkeiten: Can Gollmann-Tepeköylü, Ivan Tancevski, Johannes Holfeld und Michael Graber (v. li. n. re.)
MUI/HOF