Er habe erstmals im Leben das Gefühl, einen wohlgeformten Kopf zu haben. Der Salzburger litt unter Kraniosynostose, einer vorzeitigen Verknöcherung des Schädels, die zu einer Deformation führt. Im Fall des 55-Jährigen war es ein extrem flacher Hinterkopf, der ihn im zunehmenden Alter immer mehr störte. Trummer wandte sich an Alexander Gaggl, Vorstand der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Uniklinikum Salzburg, ob man mit einem Implantat die Schädelform verbessern könne. Ein idealer Fall für die Expertise des seit 2021 am Uniklinikum aufgebauten Labors mit eigenen 3D-Druckern.
Der Implantation der gedruckten Hinterhaupt-Prothese ging ein monatelanger Planungs- und Vorbereitungsprozess voraus. Wichtig sei nämlich nicht nur die Prothese selbst, erläuterte Gaggl. Zuvor mussten Haut und Muskeln des Hinterkopfes über mehrere Wochen gedehnt werden, damit das Implantat komplett abgedeckt werden kann. „Sonst besteht die Gefahr von Infektionen und man muss das Implantat wieder entfernen.“ Dem Patienten wurde deshalb in einer ersten Operation ein Ballon aus Kunststoff unter die Kopfhaut gesetzt, der im Lauf der Zeit mit immer mehr Kochsalzlösung gefüllt wurde, um die Haut langsam zu dehnen.
In der Zwischenzeit bereiteten Mediziner und Techniker gemeinsam das Implantat vor. Anhand von CT-Bildern wurden am Computer Modelle geplant, ausgedruckt und verbessert. So konnte durch eine Wabenstruktur auf der Innenseite das Gewicht des Kunststoffimplantats um 60 Prozent reduziert werden, berichtete Oberarzt Simon Enzinger. Am 10. Februar wurde dem Salzburger in einer sechsstündigen Operation schließlich die Hinterhaupt-Prothese eingesetzt. Sie ist mit dem Schädelknochen, der unversehrt belassen wurde, verschraubt.
Die Operationstechnik ist den Medizinern vertraut. Schädelfehlbildungen, die durch eine vorzeitige Verknöcherung entstehen, kommen immer wieder vor und müssen oft schon bei Babys operiert werden. Neu ist die Verwendung des im eigenen Labor hergestellten Implantats. Bisher benützte man Knochenmaterial oder zugekaufte Prothesen, um Fehlbildungen zu korrigieren, erklärte Gaggl. Das hauseigene 3D-Labor eröffne nun auch bei Tumorpatienten, Gesichts- oder Kieferverletzungen und in vielen anderen Bereichen neue Möglichkeiten, sagte Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken. Geplant seien rund 30 solcher Eingriffe pro Jahr. Im Haus hergestellte Implantate seien nicht nur deutlich günstiger als zugekaufte, sie würden auch viel rascher zur Verfügung stehen.e