Hirnschäden

Signale für verborgenes Bewusstsein im EEG erhöhen Chance auf Genesung

Reagieren Patient:innen mit einer Hirnverletzung nicht mehr auf Ansprache, ist das natürlich alles andere als ein gutes Zeichen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erholung vor diesem Hintergrund? De facto nicht einschätzbar. Allerdings gibt es Betroffene, die laut Elektroenzephalografie (EEG) sehr wohl eine Reaktion zeigen, wie eine Studie in „The Lancet Neurology“ belegen kann. Die gute Nachricht: Gehen aus einem EEG Anzeichen für Bewusstsein hervor, steigen die Chancen für eine Genesung.

red

Rund 200 Patient:innen untersuchte eine Forschungsgruppe aus New York im Sommer des vergangenen Jahres. Allesamt litten diese an akuten Hirnverletzungen und waren nicht mehr in der Lage, auf Ansprache sichtbar zu reagieren. Was die Mediziner:innen taten, war die Aktivität des Gehirns mittels EEG vor und nach dem Versuch der Kontaktaufnahme mit maschinellem Lernen zu vergleichen. Das Eregebnis: Bei 14 Prozent der Patient:innen konnten die Forschenden eine sogenannte kognitiv-motorische Dissoziation feststellen. Heißt: Im Zuge der Ansprache veränderte sich deren Hirnaktivität bei gleichzeitiger äußerlicher Bewusstlosigkeit – ein gutes Zeichen, wie sich im weiteren Laufe der Studie herausstellte.

Denn nach rund drei Monaten war das Gros dieser Patient:innen wieder ansprechbar, und nach einem Jahr hatten sie sich bereits so weit erholt, um den den Großteil ihres Tages ohne Hilfe meistern zu können. Von jenen Betroffenen, deren EEG keinen Hinweis auf Bewusstsein zeigte, gelang dies nur 10 Prozent. Bis dato habe man auf keine verlässliche Methode zurückgreifen können, um zu prognostizieren, welche Patient:innen sich wieder erholen, erklärte Studienleiter Jan Claassen, Neurologe an der Columbia University.

Entwicklung einer KI-Software geplant

„In der Zukunft könnte die Dissoziation zwischen kognitiven und motorischen Funktionen ein weiterer Faktor für die Prognose sein“, so der Mediziner weiter. Ihm zufolge offenbare das verdeckte Bewusstsein ungleich mehr über den weiteren Verlauf als etablierte Kennzeichen und Parameter wie etwa Alter oder Ursache der Hirnschäden. Da derzeit nur sehr wenige Zentren ein EEG einsetzen, um nach „verborgenem“ Bewusstsein suchen, plant die Forschungsgruppe die Entwicklung einer eigenen KI-Software, um künftig aus den Hirnwellen auf das Bewusstsein schließen zu können.

Quellen:
The Lancet Neurology
Spektrum.de

 

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EEG
Mit einem EEG lassen sich bei äußerlich bewusstlos erscheinenden Menschen Hirnwellen orten, die auf ein verdecktes Bewusstsein hinweisen.
Pixabay