Antibiotikagabe in der Tierhaltung soll strenger geregelt werden

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung soll strenger geregelt werden. Dafür erhält Österreich ein neues Tierarzneimittelgesetz, das am Mittwoch in Begutachtung geschickt wurde. Die Vorschriften für die Abgabe werden verschärft und erstmals ein Schwellwert für den Antibiotikaverbrauch in Betrieben festgelegt, informierte das Gesundheitsministerium am Donnerstag in einer Aussendung. 39 Tonnen Antibiotika wurden in der Tierhaltung in Österreich im Jahr 2021 eingesetzt.

red/Agenturen

Obwohl die Tendenz rückläufig ist, gilt der Antibiotika-Einsatz als weiterhin zu hoch. Immer mehr Erreger bilden Resistenzen und werden durch Antibiotika nicht mehr abgetötet. Dadurch können Infektionen, die bisher gut zu behandeln waren, lebensbedrohlich werden. Dieser globale Trend wird auch als „stille Pandemie“ bezeichnet, hieß es in der Aussendung. „Antibiotika sorgfältig einzusetzen, ist heute wichtiger denn je, um Menschen und Tiere vor resistenten Keimen zu schützen und die Wirksamkeit dieser enorm wichtigen Therapien zu erhalten“, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Mit dem neuen Tierarzneimittelgesetz werden per Verordnung Schwellenwerte für den Antibiotika-Verbrauch in Betrieben eingeführt. Bei Überschreiten dieser können dem Betrieb Maßnahmen vorgeschrieben werden und bei weiterer Nichteinhaltung zusätzliche Auflagen bis hin zu einer Reduktion der Tierzahl oder Besatzdichte erlassen werden. Grundsätzlich sollten Antibiotika immer nur bei einer Erkrankung eingesetzt werden. Der Einsatz von Antibiotika zur Krankheitsvermeidung, etwa auf Grund zu hoher Tierzahl oder zur Ertragssteigerung, wird untersagt.

In Zukunft soll vor einem Einsatz von Antibiotika grundsätzlich ein Erregernachweis und Antibiogramm durchgeführt werden. Ein Antibiogramm ist ein Labortest, der die Empfindlichkeit von mikrobiellen Krankheitserregern gegenüber Antibiotika abklärt. Dadurch kann die Wirksamkeit einer Antibiotikatherapie vorher bestätigt werden. „Klarerweise bestehen Ausnahmen“, betonte das Ministerium, etwa bei akutem Behandlungsbedarf.

Die im Jahr 2021 in Österreich eingesetzten 39 Tonnen antimikrobiell wirksame Substanzen zur Behandlung von Nutztieren waren bereits 10,5 Prozent weniger als im Jahr 2020. Auch die Rate des in der Humanmedizin besonders problematischen Krankenhauskeims MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ging im Jahr 2021 auf 3,9 Prozent zurück (2018: 6,4 Prozent). Auch in der Behandlung von Krankheiten beim Menschen geht der Einsatz von Antibiotika zurück. Der Gesetzesentwurf wurde gemeinsam mit Vertretern aus Landwirtschaft und Tiermedizin ausgearbeitet und abgestimmt. Die Begutachtung läuft bis August, ein Beschluss ist laut Gesundheitsministerium noch diesen Herbst geplant.

 

Kuh Stall
Der Gesetzesentwurf wurde gemeinsam mit Vertretern aus Landwirtschaft und Tiermedizin ausgearbeitet und abgestimmt. Die Begutachtung läuft bis August, ein Beschluss ist laut Gesundheitsministerium noch diesen Herbst geplant.
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