Wiener Ärztekammer

Reform des Apothekengesetzes birgt gesundheitliche Risiken

Der von Gesundheitsminister Johannes Rauch bekannt gegebene Entwurf zur Reform des Apothekengesetzes stößt bei der Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien auf Kritik. Die Apotheken sollen mit der Erweiterung ihrer Möglichkeiten den Ärzt:innen Arbeit abnehmen, dabei werde aber nicht berücksichtigt, „dass dieser Weg nur Mehrarbeit produziert“.

red/Agenturen

Was passiere bei positiven Testergebnissen in den Apotheken: „Werden rezeptfreie Medikamente verschrieben oder müssen die Patient:innen dann schlimmstenfalls zeitverzögert und mit möglicherweise schlimmeren Symptomen erst recht wieder eine Arztordination aufsuchen?“, hinterfragt Kamaleyan-Schmied. Damit falle nur eine unnötige finanzielle Doppelbelastung für das Gesundheitssystem an. „Wo sind die Schnittstellen oder die Dokumentation? Wie können wir Ärzt:innen auf die Informationen zur Behandlung in den Apotheken zugreifen?“, so die Vizepräsidentin weiter. Auch die Frage der Haftung sei völlig unklar. Kamaleyan-Schmied: „Wer haftet bei den Apotheken-Diagnosen? Gibt es dann eine Verlaufsbehandlung in den Apotheken?“

„Apotheken sind wichtig für die Versorgung mit Arzneimitteln, sie sind aber keine Arztpraxen light“, stellt die Kurienobfrau klar. Vielmehr sollten umgekehrt die wichtigsten Medikamente für mehr Effizienz qualitätsgesichert in den Ordinationen abgegeben werden dürfen. Denn Patient:innen müssen immer ganzheitlich betrachtet werden und „nicht jeder spricht gerne vor anderen Kunden in der Apotheke über seine Vorerkrankungen“. Hier könne nichts das Arzt-Patient-Gespräch ersetzen, das auch mit der notwendigen Schulung seitens der Mediziner:innen geführt wird und mit der nötigen Privatsphäre.

„Diese Entwicklung birgt gesundheitliche Risiken – Verschleppung durch nicht zielgerichtete Behandlungen – und ziemlich sicher eine finanzielle Mehrbelastung für Patient:innen sowie dem Gesundheitssystem“, ist Vizepräsidentin Kamaleyan-Schmied überzeugt.