Vorarlberg bekämpft Mangel an Pflegekräften mit neuen Strukturen

Vorarlberg kämpft mit neuen Strukturen gegen den Mangel an Pflegekräften. Mit neuen Angeboten ermögliche man über verschiedenste Schienen qualitativ hochwertige Ausbildungen, informierten am Dienstag Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrätin Martina Rüscher (beide ÖVP). Ihren Angaben zufolge starteten heuer 339 Frauen und Männer eine Pflegeausbildung. Eine wichtige Schiene bildet auch die Rekrutierung von Pflegekräften im Ausland.

red/Agenturen

Das Bundesland hat laut Prognose einen steigenden Bedarf an Pflegekräften. Ausgehend von 2020 besteht bis 2030 ein Mehrbedarf von 2.415 Berufsangehörigen der Pflege- und Betreuungsberufe. „Das bedeutet, dass pro Jahr 240 bis 250 Personen neu beginnen müssen, damit wir das Ziel erreichen“, so Rüscher. In diesem Jahr habe man das geschafft.

Strukturell wies der Landeshauptmann unter anderem auf die organisatorische Zusammenführung der drei Vorarlberger Gesundheits- und Krankenpflegeschulen zur Pflegeschule Vorarlberg hin. Neue Ausbildungsangebote würden etwa ein berufsbegleitendes Studium an der Fachhochschule Vorarlberg oder auch die im Land gestartete Pflegelehre darstellen. „Bei der Lehre gehen wir unseren eigenen Weg. Wir werden in der Lage sein, eine für Jugendliche interessante Ausbildung zu gestalten“, zeigte sich Wallner überzeugt. Sein Optimismus rühre vielleicht auch von der Nähe zur Schweiz her, wo es die Pflegelehre schon lange gebe, meinte er. Erfahrungsgemäß werde es ein paar Jahre dauern, bis die Lehre ins Laufen komme. Im September haben zwölf Heranwachsende die Pflegelehre in Vorarlberg begonnen.

Rekrutierung von Fachkräften auch im Ausland

„Viele Wege führen in die Pflege, wir öffnen alle Türen“, unterstrich Rüscher. Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen sei das eine, sie zu halten das andere. „Auch da müssen wir weitere Akzente setzen“, stellte die Landesrätin fest und kündigte etwa Maßnahmen zur Patientenlenkung an. Verbesserungen müsse es aber vor allem im Arbeitsalltag der Beschäftigten geben. „Dienstpläne müssen halten“, nannte sie beispielhaft einen Punkt.

Hinsichtlich der Zusammenführung der Kräfte unterstrichen Wallner und Rüscher auch das „Welcome Center Pflege & Soziales“, das als Anlaufstelle für alle themenbezogenen Fragen für Interessierte aus dem In- und Ausland dient. Von Jahresanfang bis 11. September wurden dort 727 Erstberatungen durchgeführt. Aktuell werden dort 42 Fachkräfte aus dem Ausland während des Prozesses der Berufsanerkennung begleitet. Laut Andreas Stieger, Geschäftsführer der Ausbildungszentrum Gesundheit Vorarlberg GmbH, gibt es Pilotprojekte mit Organisationen in Kolumbien, Vietnam und Tunesien. Stieger betonte, dass die Beschäftigung von ausländischen Pflegefachkräften „ethisch vertretbar“ sein müsse. Man sehe sich in Ländern um, deren Altersstruktur aussehe wie die österreichische in den 1960er-Jahren. „Wir freuen uns über jede Person, die zu uns nach Vorarlberg kommen möchte“, sagte Rüscher.