Fehlt an Grundlegendem

Ukraine: „Nachbar in Not“ startet Winterhilfe

In der Ukraine beginnt der Winter früher als in Österreich und Minustemperaturen im zweistelligen Bereich sind keine Seltenheit. Viele Menschen wissen derzeit nicht, wie sie über den bevorstehenden kalten Monate kommen sollen. Deshalb startet am morgigen Nationalfeiertag die Hilfsaktion Nachbar in Not nun ihre Winterhilfe in dem kriegsgebeutelten Land. Durch die großflächige Zerstörung der Energie-Infrastruktur sind Strom und Heizung nur stundenweise vorhanden.

red/Agenturen

Häuser, Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört oder beschädigt und den Menschen fehlt es an Grundlegendem, wie warmer Kleidung oder Decken. Besonders betroffen sind ältere Menschen, die oftmals in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und zusätzlich medizinische Betreuung benötigen. Die Hilfsorganisationen von Nachbar in Not - Caritas, Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, CARE, Diakonie, Hilfswerk, Malteser und Volkshilfe - sind gemeinsam mit ihren lokalen Partnerorganisationen in der Ukraine und den Nachbarländern auch im bevorstehenden Winter im Einsatz.

Beschädigte Häuser, Schulen und Gemeinschaftszentren werden durch Reparaturen, vor allem an Dächern und Fenstern, winterfest und beheizbar gemacht. Privathaushalte können mit Reparaturkits, die u.a. Planen, Nägel und Hämmer enthalten, zumindest einen Raum für den Winter beheizbar machen. Notunterkünfte, die für eine kurzfristige Unterbringung gedacht waren, müssen winterfest gemacht und mit Heizmöglichkeiten ausgestattet werden.

Andreas Knapp, Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich und Vorstandsvorsitzender von Nachbar in Not, war Mitte Oktober in Moldau und berichtete von einer besonders problematischen Lage in der Region für ältere und kranke Menschen, die nicht fliehen konnten. „Für sie haben wir altersgerechte Notunterkünfte geschaffen, die für den Winter entsprechend abgedichtet und mit Heizmöglichkeiten ausgestattet werden müssen. Die kleine Pension oder die Ersparnisse reichen nicht, um Brennholz zu kaufen und sogar grundlegende Dinge, wie Decken oder Lebensmittel, fehlen. Wir konnten schon sehr vielen Menschen in der Ukraine helfen. Wichtig ist, dass wir sie auch jetzt nicht im Stich lassen. Unsere Hilfe geht weiter.“

Mit weiteren Angriffen zu rechnen

Durch die Angriffe auf die Energieversorgung in den vergangenen zwölf Monaten stehen nach wie vor nur ca. 60 Prozent der Energie-Kapazitäten zur Verfügung – mit weiteren Angriffen und einer zunehmend unsicheren Versorgung mit Heizung, Strom und Wasser muss gerechnet werden. Nachbar in Not stattet Notunterkünfte, Kinderzentren, Krankenhäuser und Schulen mit Generatoren, Notstromaggregaten und Solarbatterien aus. Der ORF unterstützt die Hilfsaktion ab dem morgigen Donnerstag mit Spendenaufrufen in Fernsehen und Radio sowie Berichterstattung in allen Medien und Landesstudios, so Lisa Zuckerstätter, ORF-Leiterin Humanitarian Broadcasting in einer Aussendung.

Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes und Vorstand von Nachbar in Not betont, wie wichtig die mobilen Gesundheitsteams des Roten Kreuzes in der Ukraine sind: „Vor allem in den entlegenen Gebieten, wo viele ältere Menschen leben, gibt es kaum medizinische Versorgung. Gemeinsam mit dem Ukrainischen Roten Kreuz haben wir mittlerweile mehr als 100 mobile Gesundheitsteams im Einsatz, die in die Dörfer fahren und vor Ort helfen. Vor allem im Winter ist es wichtig, dass wir die medizinische Versorgung weiter sicherstellen.“ Familien erhalten Heizmaterial, wie Brennholz, Briketts oder werden im Rahmen von Bargeld-Programmen beim Kauf von Heizmaterial unterstützt. An Wärmestationen können sich Betroffene nicht nur aufwärmen, im Notfall stehen dort auch sauberes Trinkwasser und Essen zur Verfügung, das Mobiltelefon kann aufgeladen werden und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie psychologisches Personal unterstützen an Ort und Stelle.

An zahlreichen Ausgabestellen verteilen die Hilfsorganisationen für den Winter neben Lebensmittel- und Hygienepaketen auch Decken, warme Kleidung und Thermoskannen. Die Finanzierung der bereits laufenden Winterhilfe-Projekte erfolgt zum großen Teil mit Geldern aus der Spendenverdopplung durch die österreichische Bundesregierung in Kooperation mit der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur für Österreichische Entwicklungszusammenarbeit. Seit Ausbruch des Krieges konnte Nachbar in Not durch Spenden der Österreicherinnen und Österreicher sowie Mittel der Bundesregierung mehr als 1,7 Millionen Menschen in der Ukraine und den Nachbarländern geholfen werden.

Infos:

Spendenmöglichkeiten unter „Nachbar in Not – Hilfe für die Ukraine“, IBAN: AT21 2011 1400 4004 4003, BIC: GIBAATWWXXX, Online spenden: http://nachbarinnot.ORF.at, alle Infos auch im ORF Teletext 681.