Vergleich zum Vorjahr

Kinderbetreuung: Arbeiterkammer Steiermark sieht kaum Verbesserungen

Das Kinderbetreuungsangebot in der Steiermark hat sich seit dem Vorjahr kaum verändert. Laut dem zehnten Kinderbetreuungsatlas - eine Erhebung der Arbeiterkammer (AK) Steiermark - gibt es in lediglich 70 der 286 steirischen Gemeinden ausreichende Kinderbetreuungsangebote, damit beide Elternteile Vollzeit arbeiten könnten. Voriges Jahr waren es 74 Gemeinden. Besonders hapere es an der Betreuung der unter Dreijährigen, wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz gesagt.

red/Agenturen

Weitere 153 Gemeinden, also etwas mehr als die Hälfte, erfüllen die zweitbeste Kategorie des Betreuungsatlas: Sie verfügen über Kinderkrippe oder vergleichbare Angebote, Ganztagskindergarten und Nachmittagsbetreuung an zumindest vier Tagen für Volksschulkinder. Allerdings erfüllen sie nicht - im Gegensatz zu den 70 Gemeinden, die in die beste Kategorie fallen - die Kriterien, die eine Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ermöglichen. Dafür müsste es eine Betreuungsmöglichkeit für Kinder unter drei Jahren sowie für Drei- bis Sechsjährige in Kindergärten oder Kinderhäusern geben, die mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet sind - davon mindestens 9,5 Stunden täglich - und maximal fünf Wochen pro Jahr geschlossen haben.

Von den sechs Kategorien, aus denen der Kinderbetreuungsatlas besteht, fallen lediglich sieben Gemeinden in die zweitschlechteste und keine einzige in die schlechteste Kategorie. Somit verfügt jede steirische Gemeinde zumindest über einen Halbtagskindergarten beziehungsweise gibt es Tageseltern. Insgesamt haben sich im Vergleich zum Vorjahr zehn Gemeinden verbessert, während 15 Gemeinden herabgestuft wurden. Dennoch ist seit 2014 eine kontinuierliche Verbesserung bei der Anzahl der Kinderkrippen zu beobachten - jedoch reduzierte sich die Zahl der Tageseltern seither stark.

Der Personalmangel im Bereich der Elementarpädagogik verschärfe die Problematik der Kinderbetreuung: „Verbesserung gibt es, aber die Situation ist katastrophal“, betonte der steirische AK-Präsident Josef Pesserl. Laut einer Online-Befragung der AK unter mehr als 2.600 Beschäftigten in steirischen Kindergärten und -krippen gaben rund 72 Prozent an, dass sie die Kinder aufgrund der Gruppengröße nicht ausreichend betreuen könnten. „Das Personal im Kindergarten steht unter großem Druck“, so Pesserl. Aufgrund der derzeitigen Situation würden laut Befragung auch mehr als die Hälfte ernsthaft über einen Berufswechsel nachdenken.

Gemeinden fehlt das Geld

Das Problem sehe er bei der Politik: „Die Dinge sind ja nicht erst seit jetzt bekannt“. Gemeinden fehle das Geld, um ausreichende Kinderbetreuung zu finanzieren. Dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im ORF-Sommergespräch ankündigte, 4,5 Milliarden Euro in die Kinderbetreuung bis 2030 investieren zu wollen, sei für ihn derzeit nichts weiter als eine Ankündigung: „Davon haben jetzt weder Eltern und Kinder noch Betriebe etwas.“

Die AK Steiermark fordere, „Verbesserungen voranzutreiben“, sagte Bernadette Pöcheim, Leiterin des AK-Referats für Frauen und Gleichstellung. Man wünsche sich etwa einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr, kostenlose Betreuungsplätze - und nicht nur eine Sozialstaffel - sowie längere Öffnungszeiten der Einrichtungen. Schließlich sei Kinderbetreuung „keine parteipolitische Frage“, betonte der AK-Präsident.

Um die Personalsituation zu verbessern, werden in der Steiermark Kollegs für Elementarpädagogik sowie Ausbildungen zu Tageseltern und Kinderbetreuerinnen und -betreuern angeboten. „Es gibt Bemühungen“, sagte die Leiterin der Kinderdrehscheibe, Cordula Schlamadinger. Eine Novelle des steirischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes tritt mit 11. September 2023 in Kraft. Darin wird unter anderem die Gruppengröße in Kindergärten von derzeit 25 sukzessive um ein Kind pro Jahr bis 2027/28 gesenkt und eine Sozialstaffel der Elternbeiträge für unter Dreijährige eingeführt.