Spitäler

Neuer steirischer Gesundheitslandesrat Kornhäusl ist pro Leitspital

Der neue ÖVP-Gesundheits- und Sportlandesrat in der Steiermark, Karlheinz Kornhäusl, hat einen Tag nach seiner Angelobung erste Eckpunkte seiner politischen Linie festgelegt: Er sieht die Personalproblematik sowie ausufernde Dokumentation als die größten Baustellen im Gesundheitswesen. Das umstrittene Leitspital Liezen befürwortet er: „Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es Sinn macht, Kräfte zu bündeln.“

red/Agenturen

In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich Ärzt:innen zunehmend spezialisieren müssen: „Den Allrounder gibt es nicht mehr.“ Hinzu komme der gesellschaftliche Wandel, dem müsse man Genüge tun. Daher sei es wichtig, „starke, schlagkräftige Spitäler im Land zu haben, die eine 24-Stunden-Rundumversorgung auf höchstem medizinischen Niveau gewährleisten können. Dafür braucht es Personal und Fallzahlen. Es hilft nichts, wenn ich im Monat nur eine oder zwei Blinddarm-Operationen mache.“

Er verstehe die Ängste und Sorgen im Zusammenhang mit Veränderungen in der Spitalslandschaft, „aber ich verstehe nicht, wenn mit diesen gespielt und politisches Kleingeld gemacht wird“, betonte er. Viele Gespräche und Diskussion seien noch notwendig, aber am Ende des Tages soll eine „optimierte, abgestufte Versorgung stehen“. Damit meine er nicht nur ein Leitspital, sondern man brauche auch die Hausärzte, die niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzte, Primärversorgungszentren, „garniert mit flächendeckend bodengebundener Notarztversorgung, drei Notarzthubschrauber und an der Spitze das Universitätsklinikum Graz“, wo jeden Tag High-End-Versorgung geboten werde. „Es ist ja nicht so, wenn man ein Leitspital in eine Region setzt, dass es rund herum dann nichts mehr gibt.“

Ob das Leitspital wirklich „pickt“, will er erst sagen, wenn er sich sämtliche Details angeschaut habe: „Aber es macht Sinn, ein Krankenhaus zu haben, wo man nicht Angst um Dienstplansicherheit und Fallzahlen haben muss, um die Ausbildung machen zu können.“ Ähnliches gelte für die geplanten Strukturmaßnahmen bei der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) - Stichwort neue Verbände und Kooperationen: „Ich will nicht nur die Zusammenarbeit zwischen dem niedergelassenen Bereich und den Spitälern forcieren, sondern auch unter den Spitälern - und durchaus trägerübergreifende Kooperationen suchen. Es darf aber niemand - ein Haus, ein Standort oder ein Träger - das Gefühl haben, dass über ihn drübergefahren wurde. Das hebt die Motivation nicht.“

„Ich habe das Paket nicht verhandelt“

Er begrüße ein Zusammenrücken einzelner Häuser und Standorte, aber nur da, wo es Sinn macht und etwas verbessert: „Wenn es wo etwas komplizierter macht, dann kann man ja vielleicht sagen: zurück an den Start. Ich bin da ergebnisoffen.“ Daher wolle er nun als erstes alle Spitäler und so viele medizinische Einrichtungen wie möglich besuchen, um „die Stimmung wahrzunehmen“.

Neben den Spitalsangelegenheiten ist auch die Pflege bei Kornhäusl angesiedelt: „Als erstes möchte ich da allen Pflegekräften für ihre Arbeit, besonders damals zur Zeit der Pandemie, danken.“ Seiner Ansicht nach ist die Steiermark im Bereich Pflege gut aufgestellt, das neue Pflege- und Betreuungsgesetz fehle aber noch: „Das ist in der Pipeline und muss auch noch in die Begutachtung.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass das Gesetz bis zur Landtagswahl im Herbst 2024 steht.

Beim Thema Corona-Pandemie meinte er, dass es leicht falle nach einem Blick in den Rückspiegel zu sagen, was man hätte besser machen können. Er ist überzeugt, dass die Politik damals nach „bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt habe. Aus ähnlichen Gründen wolle er auch nicht die steirischen Medizin-Stipendien bei der Wiener Privatuniversität Sigmund Freud (SFU) bewerten: „Das war ein Weg und ich will das nicht beurteilen. Ich glaube, dass mein Zugang ein anderer gewesen wäre, aber ich war nicht in der Situation.“

Obwohl erst am Dienstag im Landtag ein umfangreiches Gehaltspaket für KAGes-Mitarbeiter mit deutlich höherer Bezahlung beschlossen wurde, sieht er in zumindest einem Bereich noch Gesprächsbedarf: Wie die KPÖ in einem unselbstständigen Entschließungsantrag vorgerechnet hat, bekommen nicht alle mit dem neuen Gehaltsschema mehr - vor allem ältere Bedienstete in der Berufsgruppe der Medizinisch-technischen Dienste (MTD) sehen sich benachteiligt und würden auf die Jahre gesehen weniger verdienen. Kornhäusl sagte: „Ich habe das Paket nicht verhandelt, sondern der Zentralbetriebsrat mit dem Management.“ Zudem sei man zum Wechsel in das neue Schema auch nicht verpflichtet. Der große Vorteil sei aber, dass Zulagen nun auch in das Gehalt eingerechnet werden und somit pensionswirksam werden. „Ich werde aber jedenfalls mit dem Zentralbetriebsrat das Gespräch noch suchen“, zugleich habe er schon vernommen, dass es Pläne für eine weitere Novelle geben würde.

„Steirer sollen die gesündesten Österreicher sein“

Wichtig sei ihm auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eines seiner Ziele sei daher, dass bei allen Spitalsstandorten die Möglichkeit einer Kinderbetreuung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen wird. In Wagna oder Hartberg beispielsweise gibt es diese bereits, doch er wünsche sich das für alle Standorte. In welcher Form, ob in Kooperation mit einem Träger, mit Tagesmüttern oder als Betriebskindergärten, sei dabei nicht entscheidend.

Ein weiteres Anliegen, eine „Herzensvision“, sei angelehnt an ein Zitat von LH Christopher Drexler (ÖVP): „Die Steirer sollen die gesündesten Österreicher sein. Das ist auch meine Vision, weil da alles mit reinspielt: Der Sport mit den präventiven Elementen, Ehrenamt, Integration und Inklusion. Dazu die bestmögliche Gesundheitsversorgung - das ist eine Symbiose. Damit greift der Breitensport direkt in die Gesundheitspolitik“, verband er seine Ressortzuständigkeiten.

Angesprochen auf seine Haltung in der Stadion-Debatte in Graz, meinte der neue Sportlandesrat: „Der Ball liegt da ganz klar bei der Stadt Graz als Eigentümerin der Merkur Arena und der Spielstätten. Ich werde da keine Zurufe in Richtung Rathaus machen.“ Die Stadt müsse die Möglichkeiten abwiegen und selbst entscheiden, wie sie damit umgehen möchte.

Kornhäusl, selbst Facharzt für Innere Medizin, will nicht abstreiten, dass er mit seinem Schritt in die Landespolitik den Ärztemangel quasi verschärft: „Ja, das stimmt schon, aber es haben sich alle gefreut, weil nun jemand als Landesrat kommt, der vielleicht einen anderen Blickwinkel auf die Themen hat“, meinte er. Der Gang in die Politik war ihm fast in die Wiege gelegt: Seine Mutter war jahrelang Gemeinderätin und „zu Hause ist sehr viel über Politik gesprochen worden“. Er erinnere sich an so manchen Wahlabend, wenn er gemeinsam mit seinem Großvater die bunten Balken am Fernsehbildschirm angesehen hat. Die Politik habe sich für ihn „immer richtig angefühlt“, auch wenn er gerne einmal als Hubschrauber-Notarzt gearbeitet hätte. „Das wird's jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr spielen.“

 

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Karlheinz Kornhäusl
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl begrüßt ein Zusammenrücken einzelner Häuser und Standorte, aber nur da, wo es Sinn macht.
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com