Gesundheitsumfrage

Psychische Probleme nehmen vor allem bei Jungen zu

Eine groß angelegt Schweizer Befragung zeigt: Vor allem Jüngere haben vermehrt psychische Probleme. Großteils ist die Bevölkerung des Alpenlandes aber zufrieden: 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben sich 2022 gesund und 83 Prozent glücklich gefühlt. Gleichwohl lebt mehr als ein Drittel mit einem dauerhaften Gesundheitsproblem.

red/Agenturen

Das sind die ersten Erkenntnisse der seit 1992 alle fünf Jahre durchgeführten grössten Gesundheitsbefragung der Schweiz, welche das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag in Bern vorstellte.

Vermehrt unter starken oder mittleren psychischen Belastungen litten 18 Prozent der Bevölkerung. 2017 waren es 15 Prozent gewesen. Besonders hoch war die psychische Belastung bei den 18- bis 24-Jährigen: 22 Prozent von ihnen gaben an, darunter zu leiden.

Speziell betroffen waren junge Frauen. Neun Prozent von ihnen hatten starke und 20 Prozent mittelstarke Probleme. 18 Prozent zeigten 2022 Angststörungen. Wie Anne Lévy, die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), sagte, entspricht das einem längeren und internationalen Trend, der sich durch die Covid-19-Pandemie aber akzentuierte.

Im allgemeinen bezeichneten sich 80 Prozent der Bevölkerung auch nach der Pandemie als „ruhig, ausgeglichen und gelassen“, 83 Prozent als „glücklich“. Nur 3 Prozent klagten über einen schlechten oder sehr schlechten Zustand. Auch wenn 13 Prozent ihren Zustand nach Corona als schlechter einstuften, blieb der Gesamtwert im Vergleich zu den Vorjahren nahezu unverändert.

International hoher Raucheranteil

Der Anteil der Raucherinnen und Raucher sank von 27 Prozent im Jahr 2017 auf 24 Prozent. Der Rückgang war bei den Männern ausgeprägter. Dabei nahmen die sozialen Unterschiede zu: Der Raucheranteil unter Personen ohne Tertiärbildung ist deutlich höher (27 Prozent gegenüber 20 Prozent). Altersmässig rauchten Ältere eher stark und Jünger häufiger gelegentlich.

E-Zigaretten und andere Tabakprodukte verwendeten vor allem junge Erwachsene, wie Marco Storni, Leiter der Sektion Gesundheit und Bevölkerung im BFS, sagte. 6 Prozent der Frauen rauchten E-Zigaretten, 11 Prozent der Männer kauten Snus.

Gemäss Lévy ist der Raucheranteil im internationalen Vergleich hoch. In Schweden etwa würden nur 6 Prozent rauchen. Die Prävention werde mit dem neuen Tabakproduktegesetz verstärkt

Beim Alkohol ändern sich die Konsummuster. Seit 1992 sank der Anteil der täglich Alkohol konsumierenden Männer von von 30 auf 12 und der Frauen von 11 auf 5 Prozent. Mindestens einmal pro Woche griffen im vergangenen Jahr 65 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen zum Glas.

Tendenziell trinkt die Bevölkerung seltener, aber mehr. 11 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Frauen betranken sich mindestens einmal im Monat. Das Rauschtrinken war bei Jüngeren häufiger, Ältere hingegen tranken regelmässiger.

Bluthochdruck nimmt zu

Von den über 65-Jährigen hatte die Hälfte ein dauerhaftes Gesundheitsproblem, 8 Prozent waren dadurch im Alltag stark eingeschränkt. 12 Prozent litten an Diabetes, Männer mit steigender Tendenz. Der Anteil der an Bluthochdruck Leidenden nahm seit 1992 von 36 auf 49 Prozent zu.

43 Prozent der Bevölkerung und davon deutlich mehr Männer waren übergewichtig oder adipös. Die langfristige Zunahme verlangsamte sich nach einem sprunghaften Wachstum von 1992 bis 2012. Adipositas stieg seither von 10 auf 12 Prozent, Übergewicht stagnierte bei 31 Prozent.

71 Prozent achteten auf ihre Ernährung.16 Prozent folgten den Empfehlungen beim Gemüse- und Früchtekonsum, deutlich weniger als 2017 (21 Prozent). 47 Prozent assen mehr als dreimal wöchentlich Fleisch. Gegenüber 1992 ist das ein starker Rückgang. Der Anteil der täglich Fleisch Essenden halbierte sich von 25 auf 12 Prozent. Die Zahl der kein Fleisch Essenden verdreifachte sich auf 6 Prozent. Die Gesundheitsbefragung basiert auf den Antworten von 21.930 Personen.