Prävention

HIV-Positive sollten besonders auf Cholesterin achten

Eine ausreichende Unterdrückung der Virusvermehrung bei HIV/Aids führt bei Betroffenen zu einer fast „normalen“ Lebenserwartung. Doch ein Langzeitrisiko bleibt: Sie erleiden bis zu zweimal häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Deshalb sollten sie offenbar ganz besonders auf den Cholesterinspiegel achten. Ein Statin-Medikament reduziert die Gefährdung um ein Drittel, hat eine neue Studie ergeben.

red/Agenturen

„Das Risiko für Atherosklerose-bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen inklusive Herzinfarkt und Schlaganfall ist unter Menschen mit HIV-Infektion bis zu doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Das unterstreicht die Notwendigkeit, solche Akutereignisse zu verhindern. Die Mechanismen für die erhöhte Gefährdung in dieser Personengruppe wird noch nicht vollkommen verstanden. Es kann an 'traditionellen' Risikofaktoren liegen, aber auch an (mit HIV verbundenen; Anm.) Entzündungsreaktionen und einer Aktivierung des Immunsystems“, schrieben jetzt Steven Grinspoon (Massachusetts General Hospital; Harvard Medical School/Boston) und seine Co-Autoren im „New England Journal of Medicine“.

Seit rund 30 Jahren gehören die sogenannten Statine als Cholesterinsenker zu den wichtigsten medikamentösen Möglichkeiten, eine Herz-Kreislauf-Gefährdung zu verringern. Sie werden bei Risikopersonen mit erhöhten LDL-Cholesterin-Konzentrationen im Blut eingesetzt. Ganz besonders wichtig ist das bei Menschen, die schon einmal einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben.

Keinen Beweis von Statin-Wirksamkeit bei besonders gefährdeten Infizierten

Die positiven Effekte mit signifikant weniger solcher akuter Erkrankungen wurden in vielen Studien mit zehntausenden Probanden belegt. Verantwortlich dafür ist vor allem die Senkung des LDL-Spiegels im Blut. Doch es gibt auch viele Hinweise darauf, dass eine zusätzlich Entzündungs-hemmende Wirkung dieser Medikamente ebenfalls dazu beiträgt.

Für die besonders gefährdeten HIV-Infizierten gab es bisher keinen wissenschaftlichen Beweis einer Statin-Wirksamkeit in der Verringerung des Herz-Kreislauf-Risikos. Deshalb wurden in die jetzt publizierte Studie 7.769 HIV-Positive im mittleren Alter von 50 Jahren mit einer geringen bis moderaten Gefährdung für solche Erkrankungen aufgenommen. Zur Hälfte nahmen die Probanden täglich vier Milligramm Pitavastatin oder ein Placebo ein. 87,5 Prozent der Probanden wiesen eine durch antiretrovirale Behandlung nicht mehr nachweisbare Virusbelastung auf. Der mittlere LDL-Cholesterinwert lag bei 108 Milligramm pro Deziliter Blut und war damit nicht stark erhöht.

Verringerung des Risikos um 35 Prozent

„Die Studie wurde nach 5,1 Jahren wegen Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen. In der Pitavastatin-Gruppe traten 4,81 schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse (Herzinfarkt, akute Notwendigkeit eine Ballondilatation/Stent, Schlaganfall; Anm.) pro 1.000 Personen-Jahre auf. In der Placebo-Gruppe waren es 7,32 solcher Ereignisse pro 1.000 Patienten-Jahre“, schrieben die Wissenschafter. Das Risiko für eine erste akute Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Versterben verringerte sich um 21 Prozent.

Das bedeutete eine Verringerung des Risikos um 35 Prozent für die mit dem Statin Behandelten und bedeutet eine ähnliche Wirksamkeit wie sie in den vergangenen Jahrzehnten auch in den anderen großen Cholesterinsenker-Studien festgestellt wurde.

An sich sollten Menschen mit einem niedrigen Risiko weniger als 115 Milligramm LDL-Cholesterin pro Deziliter Blut haben. Personen mit einem erhöhten bis hohen Risiko (z.B. Raucher, Diabetiker, Hypertonie) sollten weniger als 70 Milligramm LDL-Cholesterin bei der Laboruntersuchung aufweisen. Menschen mit höchster Gefährdung hingegen (z.B. nach einem ersten Herzinfarkt etc.) sollten auf nicht mehr als 55 Milligramm LDL-Blutfette pro Deziliter kommen. Das Gesamtcholesterin sollte generell unter 190 Milligramm pro Deziliter Blut betragen.