Nobel-Favoriten: Krebsimmuntherapie, Spintronik, DNA-Sequenzierung

Aus dem Kreis der meistzitierten Forscher hat der Datenkonzern Clarivate die diesjährige „Nobel-Klasse“ gekürt. Diese 23 „Citation Laureates“, frei übersetzt „Zitations-Kaiser“, aus fünf Ländern zählen damit zu den Favoriten für die wissenschaftlichen Nobelpreise 2023. Wer diese Auszeichnung heuer erhält, wird nächste Woche bekannt gegeben: Den Auftakt macht traditionell die Medizin (2.10.), gefolgt von Physik (3.10.), Chemie (4.10.) und den Wirtschaftswissenschaften (9.10.).

red/Agenturen

Das Institute for Scientific Information (ISI) von Clarivate identifiziert alljährlich anhand von Publikations- und Zitationsdaten wissenschaftlicher Arbeiten einflussreiche Forscher in jenen Forschungsbereichen, in denen Nobelpreise vergeben werden. Von den rund 58 Millionen seit 1970 im „Web of Science“ erfassten Artikeln wurden nur rund 8.700 oder 0,015 Prozent 2.000 Mal oder öfter zitiert. Ihre Autoren „stellen eine Forschungselite dar, deren Einfluss mit dem vergangener und künftiger Nobelpreisträger vergleichbar ist“, heißt es seitens Clarivate. Sie würden daher auch als Favoriten für den Nobelpreis gelten.

Seit 2002 hat der Konzern 419 solche „Citation Laureates“ ausgewählt, 71 davon haben tatsächlich den Nobelpreis erhalten. Heuer wurden 23 neue Favoriten gekürt, darunter nur zwei Frauen. Österreicher ist keiner dabei, in den vergangenen Jahren wurden u. a. der Mediziner Gero Miesenböck oder die Physiker Peter Zoller und Anton Zeilinger in dieser Liste genannt. Letzterer wurde im Vorjahr mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.

Favoriten für den Nobelpreis

Sieben Wissenschafter sehen die Clarivate-Experten als Favoriten für den Medizin-Nobelpreis: Carl H. June (University of Pennsylvania/USA), Steven A. Rosenberg (National Cancer Institute/USA) und Michel Sadelain (Memorial Sloan Kettering Cancer Center/USA) für die Weiterentwicklung der CAR-T-Zell-Therapie, einer Krebsimmuntherapie; Rob Knight (University of California San Diego/USA) für seine Forschung zu den mikrobiellen Ökosystemen des menschlichen Körpers; Clifford B. Saper (Harvard Medical School/USA), Emmanuel Mignot (Stanford University/USA) und Masashi Yanagisawa (Universität Tsukuba/Japan) für Studien zum Schlaf-Wach-Zyklus und die Entdeckung von Orexin als wichtiger Schlafregulator.

In der Physik zählen drei Wissenschafterinnen und Wissenschafter zu den Favoriten: Federico Capasso (Harvard University/USA) für seine Forschungsarbeiten zu Photonik, Plasmonik und Metaoberflächen sowie Beiträge zur Erfindung und Verbesserung des Quantenkaskadenlasers; Sharon C. Glotzer (University of Michigan/USA) für die Demonstration der Rolle der Entropie bei der Selbstorganisation von Materie; Stuart S.P. Parkin (Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik/Deutschland) für Forschungen zur Spintronik und insbesondere zur Entwicklung von Racetrack-Speichern zur Erhöhung der Datenspeicherdichte.

Acht Favoriten gibt es für den Chemie-Nobelpreis: James J. Collins (MIT/USA), Michael Elowitz (Caltech/USA) und Stanislas Leibler (Rockefeller University/USA) für Arbeiten zu synthetischen Genschaltkreisen, die das Gebiet der synthetischen Biologie begründeten; Shankar Balasubramanian und David Klenerman (beide Cambridge University/Großbritannien) für die Miterfindung der nächsten Generation der DNA-Sequenzierungsmethode; Kazunori Kataoka (Kawasaki Institute of Industrial Promotion/Japan); Vladimir P. Torchilin (Northeastern University/USA) und Karen L. Wooley (Texas A&M University/USA) für die Entwicklung innovativer Methoden zur Verabreichung von Arzneimittel und Gen-Targeting.

Für die Auszeichnung im Bereich Wirtschaftswissenschaften gibt es laut Clarivate fünf Favoriten: Raj Chetty (Harvard University/USA) für seine Arbeiten zum Verständnis der Faktoren, die die wirtschaftlichen Möglichkeiten bestimmen, und zur Ermittlung von Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Mobilität; Edward L. Glaeser (Harvard University/USA) für Analysen und Einblicke in die Stadtökonomie und die Stadt als Wachstumsmotor; Thomas Piketty und Gabriel Zucman (beide Paris School of Economics/Frankreich) und Emmanuel Saez (University of California Berkeley/USA) für ihre Forschungen zu Einkommens- und Vermögensungleichheit und ihrer Folgen.

Nobelpreis
Der Nobelpreis für Medizin läutet traditionell die Verleihungswoche ein.
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