Antidiskriminierungsstelle

Bodyshaming und Diskriminierung durch Digitalisierung im Vormarsch

Die Antidiskriminierungsstelle Steiermark hat am Mittwoch den Bericht für die Corona-Jahre 2020 und 2021 vorgelegt. Leiterin Daniela Grabovac schilderte, dass man die beiden Jahre zusammengefasst habe, um einen Gesamt-Rückblick darauf zu geben. Diskriminierung von Journalistinnen und Journalisten sowie Polizistinnen und Polizisten sowie Bodyshaming-Fälle seien besonders viele verzeichnet worden - vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie. Insgesamt steigt die Zahl der Fälle.

red/Agenturen

Allein 2020 wurden über die Ban Hate-App rund 3.300 Fälle von oftmals im Internet veröffentlichten Diskriminierungen gemeldet, sagte Grabovac. Seit die App 2017 ausgerollt wurde, seien die Zahlen stark angestiegen, von anfangs etwa 1.400 auf rund 2.800 im Jahr 2021. Die Zahlen für 2022 werden erst später präsentiert. Insgesamt sind es seit 2017 um die 13.000 eingehende Meldungen aus ganz Österreich, teils auch aus dem deutschsprachigen Ausland, sagte die Leiterin. Damit sei die steirische Antidiskriminierungsstelle Vorreiter.

In der Corona-Zeit sei auch Bodyshaming - also Diskriminierung aufgrund von Größe, Gewicht, Behaarung oder dergleichen - besonders angestiegen. Viele Jüngere seien davon betroffen, wenn sie in sozialen Netzwerken unterwegs sind. „Zu füllig, zu haarig oder auch zu wenig haarig“, alles sei dabei, so Grabovac. Man sehe bereits bei 30-Jährigen aufgespritzte Lippen, damit sie wie 20-Jährige aussehen, und auch die „Männer ziehen nach“. Der Druck, einen Sixpack vorzeigen zu können, steige mit den Bildern auf Instagram und Co.

Auffällig sei auch, dass die Spaltung in Gruppen in der Corona-Zeit weiter vorangeschritten sei. So sind im Internet immer öfter Gruppen, die explizit LGBTQ-Personen ausschließen, zu finden, schilderte die Leiterin. Ebenso auffällig waren steigende Fälle von Diskriminierung durch künstliche Intelligenz und Digitalisierung. Ältere Personen haben Schwierigkeiten, einen Arzttermin oder Tickets online zu buchen. Bank-Kredite seien verwehrt worden, weil ein Risiko-Algorithmus beispielsweise den Wohnbezirk kritisch einrechnete. „Wir wollen daher mit Institutionen, die solche Algorithmen verwenden, ins Gespräch kommen“, sagte Grabovac.

Vermeintliche Gründe für Diskriminierung vielfältig

Insgesamt wurden 2020 und 2021 zusammengerechnet 1.452 Anfragen an die Antidiskriminierungsstelle Steiermark gerichtet, davon wurden 1.247 als tatsächliche Fälle von Diskriminierung erfasst. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es 712 Anfragen und 540 Fälle. Alter, Behinderung, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, Weltanschauung - die vermeintlichen Gründe für Diskriminierung sind vielfältig. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) meinte: „Diskriminierung hat viele hässliche Gesichter, wir müssen aber hinschauen.“

Livia Perschy vom Europäischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (ETC Graz) präsentierte am Mittwoch auch die Ergebnisse einer Langzeitstudie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle: Man habe auf eine erste Studie aus dem Jahr 2014 aufgebaut und die Entwicklungen seither untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die bei der Wohnungssuche besonders benachteiligten Gruppen Alleinlebende, nicht-österreichische Staatsbürger, Menschen mit Migrationsbiografie, Menschen, die mit psychischen oder psychiatrischen Erkrankungen leben, und einkommensschwache oder -lose Haushalte sind. Neu hinzu gekommen sei nun auch die Gruppe der jungen Menschen unter 30 Jahren - eine neue Art der Altersdiskriminierung, wie Grabovac sagte.

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