„Schrittweise Überführung“

Oö. SPÖ-Chef Lindner will Wahlarztsystem auf lange Sicht abschaffen

Der oö. SPÖ-Vorsitzende Michael Lindner fordert, das Wahlarztsystem langfristig abzuschaffen. Er tritt für eine „schrittweise Überführung“ der Wahlärzt:innen in das Kassensystem ein. Gleichzeitig müsse man an den Arbeitsbedingungen für Kassenärzt:innen arbeiten. Nur so könne man „eine leistbare und faire Gesundheitsversorgung“ für alle sicherstellen, sagte er am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit Gesundheitssprecher und Drittem Landtagspräsidenten Peter Binder.

red/Agenturen

Lindners Diagnose: Die Gesundheitsversorgung sei durch den Leitsatz „Mehr privat, weniger Staat“ in die Sackgasse geführt worden, die Verantwortung dafür ortet er bei ÖVP und FPÖ. „Es liegt auf der Hand: Fehlen kostenfreie Kassenärztinnen und Kassenärzte, zwingt man die Patientinnen und Patienten auf das kostenpflichtige Wahlarztangebot auszuweichen.“ Durch die Schere zwischen Kassenärzt:innen, deren Honorierung sich in den vergangenen „zwei bis drei Jahrzehnten beinahe nicht verändert hat“, und Wahlärzt:innen, die ihre Honorare selbst festlegen können, „entstehen tiefe Gräben zwischen den beiden Gruppen und in der Gesellschaft“, so Lindner.

Daher sollten Kassenärzt:innen aufgewertet und Wahlärzt:innen „in Kassenverträge übergeführt werden“. Für Wahlärzt:innen brauche es zudem Mindeststandards wie gewisse Öffnungszeiten, die Teilnahme am eCard- und einem Notfallbehandlungssystem. „Wer das nicht will, ist reiner Privatarzt, ohne Kostenerstattung durch die Allgemeinheit“, so Lindner.

Die Menschen hätten ein Anrecht auf Gesundheitsdienste, die sie schließlich mit ihren Beiträgen und Steuern finanzieren würden, monierte Binder. Wer auf teure Wahlärzt:innen ausweichen müsse, gehe oft gar nicht zu Ärzt:innen und „das kann schwerwiegende Folgen haben“. Binder forderte neben mehr Personal in diversen Berufsgruppen auch mehr Ausbildungsplätze im medizinischen Bereich - so seien laut MedUni Wien heuer österreichweit 15.400 Personen für das Medizin-Aufnahmeverfahren angemeldet gewesen, aber nur 1.850 Studienplätze vergeben worden.

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